Freitag, 22. Februar 2002
deutsches theater

Viele Theater gibt's ja in Berlin, nur ist nicht so arg viel Sehenswertes dabei, seit Jahren und im Moment. Bleibt sonst alllzu oft nur die Volksbühne, immer wieder vergnügliche Castorfiana (Schlingensief kann mir allerdings gestohlen bleiben, er ist der Mann für die anarchische Improvisation, soll lieber wieder Talkshows machen, wenn ihn jemand lässt) und im Prater Polleschs Schnellsprechtheorieundzeitgeistakrobatik. Eine echte Alternative aber gibt's - und sogar die Kritiker haben es diesmal sofort gemerkt: Michael Thalheimers Emilia Galotti.

Der Mann, der letztes Jahr von Darmstadt aus die Welt, naja, das Theatertreffen, erobert hat und erst mal am (neuen) Deutschen Theater gelandet ist. Der Text wird brutal runtergekürzt auf eine Spielzeit von 70 Minuten. Alle Darsteller sind angehalten, ihre Dialoge runterzurasseln und sowenig wie möglich das zu tun, was sie auf der Schauspielschule beigebracht bekommen haben: zu spielen. (Das ist ja noch mal anders als Volksbühne: die Darsteller da spielen ja eher sich selber, bzw. den Typus, den sie aus sich selbst entwickelt haben.) Sie sind auf strenge Formen reduziert, des Auftritts und des Abgangs auf einer schlichten Bühne, die Guckkasten und Laufsteg zugleich ist - mit einem famosen Clou, den Thalheimer erst bei seinem grandiosen Schlussbild voll ausspielt (das sollte man gar nicht verraten).

Das Ergebnis ist Reduktion und Stilisierung, nicht aber Zertrümmerung. Der Respekt vor dem Stück liegt, in der Zerstückelung noch, in der Strenge des Umgangs. Dabei ist das ganze so konzentriert, dass man nie unaufmerksam wird - und im Hintergrund läuft fast durchgehend als minimal music der Wong Kar-Weische In the Mood For Love-Soundtrack. Sehr sehr sehenswert.

 
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last updated: 26.06.12, 16:35

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