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Samstag, 9. März 2002
jelinek
knoerer
11:54h
Man kann nicht mehr tun als hinzuweisen auf diese sehr intelligente und sehr aufrechte und total wirkungslose Philippika Elfriede Jelineks gegen die österreichische Medien-Krake Kronenzeitung, ein flammender Einspruch, der alles reflektiert, die eigene Wirkungslosigkeit insbesondere, sehr schöne und treffende Worte findet für die Macht und die Machtlosigkeit, um die es geht (und tatsächlich: um nichts anderes), kann ihn gut und gerne pars pro toto Springer & Co nehmen. Es hilft natürlich nichts. Und wir sind gerade die Doofen, die noch an sich zweifeln, wenn sie sowas wie Solidarität und Zustimmung zu einem solchen Text fühlen, die sich fragen, ob man nicht direkter zupacken muss, nicht so literarisch-raffiniert. Das sind wir und das werden wir immer sein. Und "wir" sollten wir schon gar nicht sagen. Die Massen lesen die Kronenzeitung, das heißt, sie hören sich selber beim Denken zu, ohne zu ahnen, dass man ihnen nur gibt, was sie je, immer schon gedacht haben, im Gegenteil, sie freuen sich, dass es welche gibt, die sagen, was sie immer schon gesagt haben, nur besser, schneller, schwärzer, und damit wird der Prozess des Denkens abgebrochen, noch ehe er beginnen kann. (...) Gerade die Uninteressierten, die Mehrheit also, werden hier zu einer Horde, einer Meute, einer Hetzmeute von Uninteressierten (das schönste Anliegen der Menschen: uninteressiert sein, aber bereit, die Finger in die Sinn-Steckdose zu stecken, bis ihnen die Haare zu Berge stehn), aufgegeben von der Politik und gleichzeitig von ihr umworben, aber es ist nicht Politik, was sie umwirbt, es ist eine Zeitung, die Politik macht, Politik IST, indem sie die Unpolitischen auf ihr Zeitungsaugenmaß zurechtklopft. (...) Aber da sind welche, die partizipieren daran, das heißt, sie verdienen gut daran. Und zu denen komme ich jetzt auf meinen leichten Laufschuhen, ganz recht, es ist der deutsche WAZ-Konzern, und der ist eine Agentur der Kolonialisierung des Nachbarlandes Österreich. Und auf diese Leute will ich jetzt mit dem Finger zeigen, und die will ich anklagen, und wenn es das letzte ist, was ich tue. (...) Sie sind die Profiteure der Volksverdummung, der Entdemokratisierung, der fortschreitenden Entropisierung eines ganzen Landes, die WAZ-ler. (...) Also bevor mein Verschwinden als Sprechende nicht einfach nur meiner Gegnerschaft, meiner Feindschaft diesem Blatt gegenüber geschuldet ist, sondern bevor mein Verschwinden das tiefste überhaupt wird: dass ich einfach nicht nötig bin, dass wir alle nicht nötig sind. Die Macht kann uns nehmen oder auslassen oder lassen oder, das natürlich am liebsten: ausgelassen sein lassen."
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