Samstag, 30. März 2002
Gelesen: Isaiah Berlin: Der Magus im Norden

Mit Isaiah Berlin ergeht es mir stets ähnlich: ich greife voller Eifer zu einem seiner Bücher (Russische Denker ist das letzte, an das ich mich erinnere), weil mich der Gegenstand interessiert und weil ich mir viel davon erhoffe, dass Berlin gerne Denker wählt, die ihm, dem Erzliberalen, contre coeur gehen. Jede Lektüre ist dann eine Enttäuschung, so auch jetzt die des Hamann-Buchs. Berlin ist fraglos fair im Umgang, er ist belesen und markiert offen, wo die Linien verlaufen, hinter die er hier eben Hamann nicht folgen will. Die Darstellung bleibt jedoch, wie meist, flach und redundant. Er bringt Hamann auf Thesen und glaubt noch aus der höchst idiosynkratischen sprachlichen Darstellung eine machen zu können. Ihn interessieren nicht die Texte, sondern nach Philosophenart nur das, was Hamann zu behaupten scheint. Die Faktur bleibt ausgeblendet (obwohl doch gerade sie das Faszinosum, in der Rezeption eher im Bösen als im Guten, Hamanns gewesen ist), kaum einmal zitiert Berlin aus einem der wild assoziativen, in Anspielung um Anspielung gewickelten Texte. Genau in diesen Texten doch wäre dem Denker auf die Spur zu kommen, in Lektüren, nicht in gebleichten und entfärbten Wiedergaben dessen, was an Thesen daraus zu ziehen wäre. Dazu passt, dass Berlin nur in terms of Geistesgeschichte denken kann und - ohne große Rezeptionsbelege - alle Formationen vor und um 1800 auf den Nationalsozialismus zulaufen sieht. Auch er beweist dann, trotz seines Interesses fürs Antiliberale, immer wieder nur, dass zutiefst von ihren Ideen durchdrungene Liberale, womöglich aus prinzipieller imaginativer Unfähigkeit, nicht über den blassen Schatten der eigenen Denkungsart springen können.

 
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last updated: 26.06.12, 16:35

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