Donnerstag, 11. April 2002
Gelesen: John Updike: Gertrude and Claudius

Geradezu tollkühn ist das Wagnis dieses Buchs: John Updike schreibt nichts Geringeres als die apokryphe Vorgeschichte zu Shakespeares "Hamlet". Nicht als postmodernes Pastiche à la Tom Stoppard, der in "Rosenkranz and Guildenstern are dead" eine komische Groteske zwischen die Zeilen des kanonischen Texts schmuggelt, sondern als eigenständigen historischen Roman: die Geschichte eines Ehebruchs zwischen einer Königin und dem Bruder ihres Ehemanns. Der Ehebruch ist nun Updikes Lieblingsthema und wie er die langsame, zwischendurch noch einmal um ein ganzes Jahrzehnt verschobene, Annäherung zwischen Gertrude und Claudius schildert, das ist subtil und voller Liebe zum Detail wie zur Schaffung eines ganz eigenen sprachlichen Kosmos, der, natürlich, nicht Mimikry ans Historische ist, aber doch einen leicht pompösen, zugleich aber nie oberflächlichen, Eigensinn besitzt. Gertrude und Claudius werden mit außerordentlicher Sympathie gezeichnet, schwach vielleicht, aber ohne bösen Willen, der Mord an Hamlets Vater ist eine Art Notwehr (und das ganze im übrigen auch ein Kriminalroman), es geht, im Grunde, um nichts anderes als den Wunsch, den widrigen politischen Verhältnissen, in die man hineingeraten ist, ein wenig persönliches Glück abzuringen. Hamlet selbst kommt kaum vor, erst ganz am Ende, wenn Updike seine Geschichte, mit einem geradezu ironischen Verhältnis zum Tragischen (das so als abwendbares, aber umso traurigeres Unglück gedeutet wird) ins bekannte Drama hineingleiten lässt: die letzten Worte des Buches, bevor Hamlet die Szene betritt, bevor die Tragödie ihren Lauf nehmen wird, lauten: "All would be well."

 
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last updated: 26.06.12, 16:35

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