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Mittwoch, 17. April 2002
bollywood & ideologiekritik
knoerer
10:12h
Es ist nicht im Grunde verkehrt, was Diedrich Diederichsen in der taz über Mira Nairs in jedem Fall höchst sehenswerten Film Monsoon Wedding (mein Senf hier) schreibt, etwa das: Der Regen geht nieder, und das vorher sanft ironisierte Bollywood-Vokabular der Liebesszene wird wieder validiert. Man kann, wie gesagt, kaum behaupten, dass seine Filmlektüre ganz falsch ist, aber ein bisschen - und zwar ganz und gar Diederichsen-typisch - neben der Spur liegt sie eben doch. Es spricht aus seinen Verurteilungen, das kann ich jetzt aber nicht anders als ganz subjektiv behaupten, bzw. könnte es bestenfalls, aber dafür fehlt gerade die Zeit, an Ort und Stelle des Films zu zeigen, evident zu machen versuchen, eine gewisse Taubheit für den Ton des Films, der nie wirklich ganz durchschlagen will auf soziale Ernsthaftigkeit - ohne dass das nun gleich Ideologie sein muss. Es gibt eine Aufhebung, oder wenigstens partielle Suspension des Ideologischen auf einer ästhetischen Ebene, die, aus ideologiekritischer Perspektive, nur als - ideologische - Harmlosigkeit in den Blick geraten kann. Ich würde aber, anlässlich diesen Films etwa, vorschlagen wollen, dass diese Form des Nie-Ganz-Ernst-Meinens des Gezeigten gerade die Ideologie suspendiert, ein bisschen nur, aber doch merklich. So dass die ideologiekritische Lektüre dem Film dann doch Gewalt antut. Nicht, weil er "bloß Unterhaltung" sein wollte, das wäre ein ideologisches Argument, sondern weil die Art, wie er Unterhaltung ist, immer schon ein bisschen jenseits der Ideologien schwebt. Übrigens gilt das auch für die Bollywood-Filme, die ich kenne. Ohne dass natürlich in ihnen die Konvention, das Klischee und die Ideologie kritisiert würden, liegt ihr eigentlicher Wert und Sinn in etwas, das ideologiekritisch nicht zu fassen ist und ist ihnen gerade "Ironie" den eigenen Konventionen gegenüber alles andere als fremd. (Das Gegenargument ist klar und im Grunde unwiderleglich: es gibt kein "Jenseits" der Ideologien, gerade die Rede davon ist wieder ideologisch etc. etc. Das ist die Logik der Unterstellung. Die sollte man aber ohnehin gelegentlich suspendieren.)
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last updated: 26.06.12, 16:35 furl
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