Als der englische Jurist und Philosoph Jeremy Bentham 1832, im gesegneten Alter von vierundachtzig Jahren, sanft entschlief, hinterließ er der Nachwelt nicht nur ein umfangreiches Werk zum Utilitarismus, als dessen erster konsequenter Systematiker er sich in die Geistesgeschichte eingeschrieben hat. Auch seine körperlichen Überreste vermachte er der Wissenschaft, auf daß sie, so verfügte er in seinem Testament, in einer Weise konserviert würden, wie er das in seiner letzten Abhandlung ("Auto-Ikone oder weitere Verwendungsmöglichkeiten von Toten zum Wohle der Lebenden") für alle aufgeklärten Menschen geltend gemacht hatte: Der Kopf wurde vom Körper abgetrennt und - nach Maori-Art - mit Schwefelsäuredämpfen behandelt, das Skelett freigelegt und ausgepolstert, mit einem seiner Anzüge bekleidet und "in einen Stuhl gesetzt, in dem ich zu sitzen pflegte, während ich beim Schreiben in Gedanken vertieft war". Wie er mit Stock und Strohhut in einer Glasvitrine posiert, kann Bentham, dessen malträtierter Kopf bald aus Wachs nachgebildet wurde, auch heute noch im University College London an den jährlichen Sitzungen des großen Rats teilnehmen: der Gelehrte als Denkmal seiner selbst.
[aus der FAZ]
Zu sehen jetzt, aber als Puppen-Fake, in der Essener Ausstellung Ebenbilder.
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