Samstag, 12. April 2003
Endlos

fasziniert war ich spontan und bin es noch von der Produktion dieses Bildes des Kriegsendes; der Sturz der Statue. Zunächst einmal hat das Stunden gedauert und in diesen Stunden - (erst schlug ein Mann, der aussah wie ein aus dem Zirkus entlaufener Muskelmann mit Muskel-Shirt, auf den Sockel ein, dann kletterte der eine oder andere an einem Seil nach oben, dem man sofort ansah, am Fernseher jedenfalls, dass damit der Koloss gewiss nicht zu kippen sein würde; dann näherte sich der Panzer, ohne recht zu wissen, wie er's nun anstellen sollte; dann kletterte der Soldat auf dieser ausgefahrenen Feuerleiter rauf; dann pappte er die amerikanische Flagge vors Gesicht des Diktators; dann machte er sie wieder ab; dann nestelte er die irakische Frage an den Kettenkragen; dann rissen sie die Statue von den Beinen, sie hing dann bestimmt zehn Minuten so in der Luft, unerreichbar noch für die Menge; dann wurde sie endgültig zu Boden gezerrt und alle hüpften und trampelten darauf herum) - konnte man sich die ganze Zeit schon Gedanken machen, welches dieser Bilder wo jeweils und in welcher Weise als symbolisch verstanden werden würde. An Aushandlungen dieser Art haben ohne Frage auch die Soldaten gedacht, vielleicht die Flagge auf dem Reichstag im Kopf: diesmal gleich das Richtige tun, und wussten dann nicht recht. Wie nämlich kann man Symbole produzieren aus eigener performativer Vollmacht? Muss das nicht schiefgehen? Dass das mit dem Sternenbanner keine gute Idee war, wurde simultan kommentiert und es war, als hätte der Soldat, als ausführendes Organ eines strategisch bescheiden gesonnenen amerikanischen Weltgeistes den Knopf im Ohr mit den Anweisungen dieses Regisseurs der Geschichte. Dadurch aber, dass das alles so durcheinander ging: Produktion, Reflexion auf den eigenen geschichtlichen Moment, sofortiger Live-Kommentar, wurde das ganz singulär. Es war auch sofort klar, dass über diese zwei, drei Stunden noch viele Bücher geschrieben werden (die Frage ist nur, ob darin mehr als das sofort und allen Offensichtliche drin stehen wird: die Verfertigung eines symbolischen Bildes vor aller Augen, aber nicht als - Kniefall - Inszenierung, sondern als reine, tentative Performanz mit der Option, an den eigenen Einfällen schnell noch Korrekturen vorzunehmen, die aber niemals als Auslöschung funktionieren können, sondern als Fortsetzung der Performanz zur Narration von der fortschreitenden Verfertigung des symbolischen Bildes.). Fiel mir jetzt nur ein, als ich den neuen Spiegel-Titel gesehen habe.

So, und jetzt zurück zu den gewichtigen Unterschieden zwischen der rhetorischen und dialektischen Topik in ihrer Bedeutung für die Ingeniums-Traktate des 17. Jahrhunderts (wie ich in der Uni-Bibliothek in der letzten Phase meiner Doktorarbeit jede Stunde zum Computer hetze und bei Spiegel online nachsehe, was sich tut, das wäre eine Geschichte für sich. Später mal.)

 
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last updated: 26.06.12, 16:35

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