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Dienstag, 3. August 2004
kleine polemik zur mittagsstunde
knoerer
11:46h
LEVY: Unsere Filme erzählen, was der Mensch in seinem gesellschaftlichen Umfeld erlebt. Wir zeichnen ambivalente Figuren, Leute, die man nicht gleich in den ersten Minuten begreift. Wir sind leidenschaftliche Menschenbeschreiber. Aber X-Filme überhöhen die Wirklichkeit eher, drehen ab ins Großstadt-Märchenhafte wie bei „Lola rennt“. ARNDT: Das ist für mich Kino. TYKWER: Die Stilisierung etwa bei Schanelec ist größer. Dazu habe ich eine gewisse Distanz. BECKER: Unser Bemühen um die Kommunikation mit dem großen Publikum ist stärker. Dass „Good Bye, Lenin!“ sich dem Publikum zuneigt, hat nichts mit Altersmilde zu tun, sondern mit dem Stoff. Dessen Potenz wollte ich nicht durch Strenge oder Lustfeindlichkeit verspielen. ARNDT: Wir wollen nicht unbedingt bigger than life oder gefälliger sein. Aber im Kampf zwischen Regisseur und Film gewinnt bei uns eher der Film, und sei es gegen die Intentionen des Künstlers. Gespräch im Tagesspiegel mit den X-Filmern. Ich sehe da nur Missverständnisse; vor allem Selbstmissverständnisse. So reden Leute, die ein Kino der Qualität schaffen, das im besten Falle intelligent und nett anzusehen ist. So reden Leute, die sich ein bisschen Wahnsinn erträumen und deren Fantasie vom Wahnsinn darin besteht, mal nicht 100 LKWs umparken zu müssen. So reden Leute, die von ihrer Verschmocktheit so verblendet sind, dass sie noch nicht einmal anders als verschmockt vom Wahnsinn träumen können. So reden Leute, die nicht leidenschaftliche Menschenbeschreiber sind, sondern in Klischees vom Widerstand gegen das Klischee Gefangene. Leute, die sich Figuren erfinden, an denen die Idee von Ambivalenz klebt wie das Etikett an der gehobenen Konfektion. Leute, deren Idee vom künstlerischen Eigensinn immer schon durch eine Vorstellung vom Geschmack des Publikums geknickt ist und durchgescheuert. Die Fantasien der X-Filmer sind durch Kunst nicht mehr bespielbar. An Tykwers Distanz zu Schanelec ist sehr genau abmessbar der Unterschied ums Ganze zwischen dem im besten Falle Gekonnten und dem Wagnis. Die X-Filme können öde und langweilig sein, scheitern können sie nicht. Vielleicht ist Angela Schanelec mit "Marseille" gescheitert. Aber wie überlegen ist das Scheitern Angela Schanelecs dem Gelingen Wolfgang Beckers.
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