Samstag, 10. Mai 2008
als ich

Als ich neulich am unteren Ende der Friedrichstraße auf den Mehringplatz fuhr, sah ich einen kleinen Verschlag mitten auf der Straße und ich sah, dass da kleine Videokameras waren und sah, dass auf dem Verschlag die Worte Gob Squad standen, die mir etwas sagten.

Als ich gestern Abend im Theater war, sah ich eine Performance von Gob Squad, sie hieß "Saving the Word" und war eigentlich ein Film. Und zwar war diese Performance-als-Film mit vielen ganz normalen Menschen an jenem Tag und an genau jenem Ort des Übergangs zwischen Friedrichstraße und Mehringplatz entstanden. (Viele Menschen, gehen, radeln, eilen, schlendern durchs Bild, aufgenommen von den Videokameras, die ich sah, ich, auf meinem Fahrrad, aber komme nicht im Film vor.)

Als ich nach dem Abend im Theater noch in der angeschlossenen Theaterkneipe Wau war, standen dort Menschen wie August Diehl und Rainald Goetz herum und hatten mit Gob Squad gar nichts zu tun, sondern mit der Premiere des Stücks "Jeff Koons", das zehn Jahre nach seiner Entstehung jetzt wieder zur Aufführung kam. Rainald Goetz, den ich das erste Mal sah, hatte graue Haare, eine sehr bunte Krawatte und gestikulierte recht heftig im Gespräch mit einem Mann, den ich nicht sah, weil die Fensterverstrebung des Wau mir den Blick versperrte. Es waren bestimmt noch viele recht prominente Menschen da, die ich jedoch nicht erkannte.

Als ich gestern, aber das hat mit den anderen Dingen gar nichts zu tun, den Mehringdamm auf der anderen Straßenseite hinunterging, sagte ein Mann, an dem ich vorüberging, zum anderen: "Das kennste doch auch, dass man die Scheiß-Fresse einfach nicht mehr sehen kann." Ich war da gerade auf dem Rückweg vom neu eröffneten Kaisers in der Bergmannstraße, der groß ist und reich an Platz sowie Inhalten des biologischen und gehobenen Sortiments.

Als ich vor ein paar Tagen, mit B. auf dem Weg zu "Terra em Transe" von Glauber Rocha im Arsenal, auf derselben Seite des Mehringdamms in Richtung Gneisenaustraße unterwegs war, habe ich auch über die immer weiter fortschreitende Gentrifizierung des Kiezes gesprochen, die man daran bemerkt, dass die W-Lan-Sender, die mein Rechner mir zeigt, immer zahlreicher werden, aber alle sind sie inzwischen, von unserem eigenen abgesehen, sicherheitsaktiviert.

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