Montag, 14. Februar 2005
Berlinale: Robert Guédiguian: Le Promeneur du Champ du Mars (F 2005)

Robert Guédiguian ist ein linker Filmemacher. Vielleicht scheint es ihm schon deshalb evident, dass man sich heute noch für Francois Mitterand interessieren sollte. Mitterand war der letzte Linke alter Prägung unter den europäischen Staatsoberhäuptern. Ein Linker zugleich, der als Rechter angefangen und als zynischer Monarch aufgehört hat. Ein belesener Linker, der es an Größenwahn und Starrsinn in seinen letzten Jahren nicht fehlen ließ. Es kommt schon ein bisschen überraschend, dass Guédiguians Porträt der letzten Monate des Präsidenten (dargestellt von Michel Bousquet) angesichts dieser Umstände mehr oder minder unkritisch ausfällt.

Gewiss möchte sein Biograf, der junge Autor Antoine Moreau, über die Sache damals in Vichy, die Freundschaft mit dem Rechten Bousquet, die Wahrheit herausfinden. Er beißt da aber bis zuletzt auf Granit. Den Rest der Zeit ist „Le Promeneur du champ de Mars“ freilich damit beschäftigt, den sterbenden Präsidenten als weisen alten und seinen Biografen als etwas orientierungslosen jungen Mann darzustellen. Sie sitzen beieinander und reden. Sie gehen spazieren und reden. Sie fahren Auto und reden. Will sagen: Meistens redet Mitterand. Unschlagbar seine Tips, was die Frauen angeht, das erfährt Antoine am eigenen Leib. Es gibt Zitate großer und mittlerer Denker, es gibt Lebensweisheiten der zum Glück nicht ganz trivialen Sorte, aber eigentlich gibt es keinen Grund für diesen Film.

Kaum vorstellbar scheint, dass sich angesichts dieser von Bouquet immer an der Grenze zur Charge dargestellten Figur bei anderen als fanatischen Anhängern Mitterands so etwas wie Faszination einstellt – und doch scheint es darauf hinaus zu wollen. Der bloßen Lebenserzählungen wird das halbwegs unglückliche Liebesleben des Biografen auf mehr als unglückliche Weise zur Seite gestellt. Der Film behauptet die Strahlkraft seines Helden und vertraut ihr selbst nicht. Wirklichen Ambivalenzen weicht er immer wieder aus, Mitterand behält durchweg das letzte Wort. „Le Promeneur du champ de Mars“ macht von Beginn an den Eindruck einer einigermaßen kompetent ausgeführten Auftragsarbeit. Warum sie aber über den einen oder anderen Arte-Zuschauer hinaus irgendjemanden interessieren sollte, das ist die eine Frage, die sich so leicht nicht beantworten lässt.

 
online for 8674 Days
last updated: 26.06.12, 16:35

furl

zukunft

cargo

homebase

film
krimi
tanz/theater
filmfilter
lektüren
flickr

auch dabei

perlentaucher
satt.org

fotoserien

cinema
licht
objekte
schaufenster
fenster zur welt
schrift/bild
still moving pictures

vollständig gelesene blogs

new filmkritik
sofa
camp catatonia
elektrosmog
elsewhere
filmtagebuch
url
mercedes bunz
greencine daily
the academic hack
verflixt & zugenewst
eier, erbsen, schleim und zeug
vigilien
oblivio
erratika
gespraechsfetzen
relatin' dudes to jazz
ftrain
malorama
Instant Nirwana
supatyp
ronsens
herr rau
kutter
woerterberg
Av.antville
random items
sarah weinman
Kaiju Shakedown
The House Next Door
desolate market

aus und vorbei

darragh o'donoghue
etc.pp
boltzmann

status
Youre not logged in ... Login
menu
... home
... topics
... galleries
... Home
... Tags

... antville home
November 2025
So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.
1
2345678
9101112131415
16171819202122
23242526272829
30
Februar
recent
Updike-Fotos Ganz tolle Updike-Fotos.
(Via weißnichtmehr.)
by knoerer (18.02.09, 08:36)
nasal Ein Leserbrief in der
morgigen FAZ: Zum Artikel "Hans Imhoff - Meister über die...
by knoerer (17.02.09, 19:11)
live forever The loving God
who lavished such gifts on this faithful artist now takes...
by knoerer (05.02.09, 07:39)
gottesprogramm "und der Zauber seiner
eleganten Sprache, die noch die vulgärsten Einzelheiten leiblicher Existenz mit...
by knoerer (28.01.09, 11:57)

RSS Feed

Made with Antville
powered by
Helma Object Publisher

www.flickr.com
This is a Flickr badge showing public photos from knoerer. Make your own badge here.