Mittwoch, 16. Februar 2005
Berlinale. Wes Anderson: Die Tiefseetaucher (USA 2004)

Mächtig kommt der Jaguarhai angeschwommen, schön ist er und groß. Er dreht ein paar Runden, leuchtet und schwimmt wieder davon. Nichts ist passiert. (Natürlich gibt es gar keinen Jaguarhai, in Wirklichkeit.) Im Grunde lassen sich die Ereignisse in jedem Wes-Anderson-Film so zusammenfassen: Etwas kommt gewaltig, dreht eine Runde und verschwindet wieder. In „Die Tiefseetaucher“ ist es nur eine Szene, der Höhepunkt, wenn man so will, aber im Grunde taugt fast jede Szene in den Filmen von Wes Anderson als mise-en-abyme seiner Filme. Mise-en-abyme: Der Film wird in den Film zurückgefaltet, das Bild findet sich im Bild und im Bild im Bild ist dasselbe zu sehen wie im Bild selbst.

Man kann mit dieser Struktur glücklich werden und man kann der Meinung sein, dass es irgendwann nervt. Immer neue Anläufe, aus denen nichts wird, aus denen nichts folgt. Manchmal keine Anläufe, sondern einfach nur ein Schnappschuss, aus dem auch nichts folgt (das sind vielleicht die hübschesten Szenen): Steve Zissou (Bill Murray), den man zwei Sekunden lang sieht, wie er einen großen Fisch füttert. Das war’s. Manchmal dauert es länger und scheint nichts anderes im Sinn zu haben, als eine Pointe zu zerreden, zu verfehlen oder zu versenken. Wes Anderson ist ein Meister des zerschriebenen und unterspielten Gags. Fragt sich nur, ob das nicht eine Meisterschaft in einer etwas überflüssigen Disziplin ist.

Zur Welt, wie wir sie kenne, haben die Welten, die Wes Anderson baut, besser sollte man sagen, die er bastelt, eine reichlich gestörte Beziehung. Sie sind mit sich selbst enger verwandt als mit dem, was man vorläufig mal die soziale Wirklichkeit nennen könnte. Darum geht es immer wieder um Vaterschaften, umstrittene, falsche, richtige, ungeklärte, um Väter und Söhne, ein fortzeugen, das nichts anderes bewirkt als eben die Fortzeugung. So auch hier. Steve Zissou ist eine Art Jacques Cousteau als Knallcharge, Anführer eines multinationalen Teams von Tiefseefilmern mit roten Mützen. Sie alle haben bessere Tage gesehen. Eines Tages taucht ein junger Mann auf (Owen Wilson), der der Sohn einer ehemaligen Geliebten Zissous ist. Er nimmt ihn ins Team. Auch eine Reporterin taucht auf (Cate Blanchett), natürlich ist sie schwanger.

Einen Plot gibt es dabei nur mal eben so, als lässig zusammengestrickte Konzession an gewisse Erwartungshaltungen. Ein bisschen „Moby Dick“, ein bisschen Piraterie, der Jaguarhai. Dazu immer wieder Popmusik, ein Highlight dabei die portugiesisch zerspielte und zersungene Version von David Bowies „Space Oddity“, in deren Hintergrund der Piratenüberfall beginnt. Die Piraten kommen gewaltig, es wird geschossen, dann sind sie wieder weg. Das wiederholt sich mit Variationen. Alle sehen sehr lächerlich aus. Es ist schön, Jeff Goldblum mal wieder zu sehen. Und der Originaltitel, der ist toll: „The Life Aquatic with Steve Zissou“. Sonst aber: ein Bild im Bild im Bild. Irgendwann ist der Film aus, der Sohn auf den Schultern des Mannes, der nicht sein Vater ist. Es zeugt sich fort.

 
online for 8674 Days
last updated: 26.06.12, 16:35

furl

zukunft

cargo

homebase

film
krimi
tanz/theater
filmfilter
lektüren
flickr

auch dabei

perlentaucher
satt.org

fotoserien

cinema
licht
objekte
schaufenster
fenster zur welt
schrift/bild
still moving pictures

vollständig gelesene blogs

new filmkritik
sofa
camp catatonia
elektrosmog
elsewhere
filmtagebuch
url
mercedes bunz
greencine daily
the academic hack
verflixt & zugenewst
eier, erbsen, schleim und zeug
vigilien
oblivio
erratika
gespraechsfetzen
relatin' dudes to jazz
ftrain
malorama
Instant Nirwana
supatyp
ronsens
herr rau
kutter
woerterberg
Av.antville
random items
sarah weinman
Kaiju Shakedown
The House Next Door
desolate market

aus und vorbei

darragh o'donoghue
etc.pp
boltzmann

status
Youre not logged in ... Login
menu
... home
... topics
... galleries
... Home
... Tags

... antville home
November 2025
So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.
1
2345678
9101112131415
16171819202122
23242526272829
30
Februar
recent
Updike-Fotos Ganz tolle Updike-Fotos.
(Via weißnichtmehr.)
by knoerer (18.02.09, 08:36)
nasal Ein Leserbrief in der
morgigen FAZ: Zum Artikel "Hans Imhoff - Meister über die...
by knoerer (17.02.09, 19:11)
live forever The loving God
who lavished such gifts on this faithful artist now takes...
by knoerer (05.02.09, 07:39)
gottesprogramm "und der Zauber seiner
eleganten Sprache, die noch die vulgärsten Einzelheiten leiblicher Existenz mit...
by knoerer (28.01.09, 11:57)

RSS Feed

Made with Antville
powered by
Helma Object Publisher

www.flickr.com
This is a Flickr badge showing public photos from knoerer. Make your own badge here.