Samstag, 2. Juli 2005
very much alive
knoerer
16:07h
In der dritten Auflage von Ephraim Katz. The Film Encyclopedia (Eigenwerbung auf der Titelseite: "The Book Hollywood Can't Live Without"; Umfang: 1506 Seiten) gibt es einen unvermuteten Eintrag, nämlich den folgenden kurzen Hinweis auf der Bibliografie-Seite, im Buch-Raum vor jeder Seitenzählung, da, wo das Papier noch Blatt ist, nicht Seite, unmittelbar vor den üblichen Copyright-Hinweisen. Er geht so: Editor's Note: In the first printing of this book, the entry about the well-known photographer and film director Morris Engel states that Mr. Engel died in 1986. This is inaccurate. Mr. Engel is very much alive and continues to thrive in New York City, the subject of his renowned films. He has recently completed an 80-minute video titled Camellia, and his classic film Little Fugitive was selected by the Library of Congress for inclusion in the National Film Registry in 1997. Natürlich gibt es in der, wie es sich gehört, alphabetisch geordneten Enzyklopädie auch einen regulären Eintrag zwischen Cy Endfield und Samuel G. Engel, der freilich auf Epitheta wie renowned und well-known verzichtet. (Dafür wird Engels Frau Ruth Orkin, die an seinen Filmen mitgearbeitet hat und undementierter Weise 1985 verstarb, einiger Platz eingeräumt. Erwähnt werden, im Film-Lexikon selbst, im Eintrag zu Morris Engel, ihre Fotobände A World Through My Window und More Pictures From My Window, die aus dem Fenster der Hochhauswohnung der Engels aufgenommen sind. Es sind Bilder vom Central Park in New York, der Stadt, die Gegenstand auch der berühmten Filme von Morris Engel ist.) Eigentlich ist Morris Engel nicht sehr berühmt. Sein Little Fugitive war sehr wichtig für Francois Truffaut, insbesondere für seinen Erstling Les 400 Coups. Es gibt eine DVD. Der Regisseur, der Film, sie finden sich in Nachschlagewerken verzeichnet. Dieses doppelte Auftreten, vor der Schwelle und im Text, ist eine reizende Hommage, die sich dem vermeintlichen Tod verdankt. Meist sind es Vergessene, deren Tod falsch gemeldet wird, als habe ein Unbewusstes in der Welt der Datierungen die Geduld verloren mit dem Weiterleben nach den Momenten des Ruhms. Auch Tod Browning, ein nach dem Skandal um Freaks schnell vergessener Regisseur, musste in den 40er Jahren in Variety von seinem Tod lesen. Alle Biografien erwähnen das. Man erinnert sich an diese falschen Tode, als wären sie Ereignisse im Leben. Weder aber sind sie, das lehrt der Eintrag vor der Schwelle, reguläre Ereignisse, noch gehören sie in eine ordentliche Biografie. Wie es Paratextuelles gibt, so gibt es offenbar auch Parabiografisches. P.S.: Der Eintrag zu Cy Endfield übrigens, einem noch weniger berühmten Regisseur, schließt mit dem interessanten Hinweis: "In 1978, Endfield invented a computerized pocket-sized typewriter." P.P.S.: Es ist der Reiz von Lexika, dass man einfach so weiter machen könnte. Das ist der Witz des Unsinns alphabetischer Nähen.
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last updated: 26.06.12, 16:35 furl
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