Samstag, 30. Juli 2005
west wing forts.
knoerer
14:48h
Nach längerer Zeit wieder "West Wing"-Folgen gesehen. Zuerst, wie noch jedes Mal, die Perfektion bewundert, der Dialoge, der Dramaturgie. Eine Virtuosität, die nicht Mühe verbirgt, sondern Mühelosigkeit zeigt. Dann aber geht es aufs Ende der Staffel zu und die Dinge geraten aus dem Gleichgewicht. Man sieht, worauf es hinauswill, man sieht und spürt jetzt, was sie versuchen, statt dass man den Flow des Gelingens spürt, der einen sonst trägt. Die Rückblenden in die Jugend von Bartlet und Mrs. Landingham sind ein kleines bisschen, wirklich nur ein kleines bisschen clumsy, der Auftritt in der Kirche ist ein beeindruckender Auftritt, aber doch so, dass man sieht, wie er geschrieben ist und gespielt. Großartig daran der eigentümlich schlenkernde Gang von Martin Sheen, als wollte er das Herausfallen aus den Bewegungs- und Passgenauigkeiten, die sonst herrschen, dann auch noch mitspielen. Überhaupt sehr schön und sympathisch die Versuche, zu verlangsamen, herauszufallen, die Kamera hält sich zurück, wenn Leo die Todesnachricht überbringt. Dann der Auftritt von Mrs. Landingham als Geist. All das ist schön, es rührt, aber es rührt eben auch in seinem Nicht-Ganz-Gelingen. So ein bisschen die Rührung wie bei einem eleganten Tier des Wassers, das Flugversuche macht, die, nun ja, nicht ganz glücken. Es fliegt, aber es fliegt viel weniger schön als es schwimmt. Es dreht sich um, ein bisschen unsicher, als wollte es den Betrachter fragen: Fliege ich schön? Nein, nicht so richtig, denkt man. Aber man liebt das vielleicht, nein sogar ganz sicher mehr als das virtuose Gelingen, man ist nicht peinlich berührt, gar nicht, sondern eben angerührt von dem, was nicht schön fliegt, weil der Verlust der mühelos wirkenden Eleganz, den einer auf sich nimmt, weil er noch mehr will, etwas noch Schöneres, eben fliegen, und das, obwohl ihn keiner dazu gedrängt hat, man liebt das inniger, könnte man sagen, weil es tatsächlich etwas anderes, ja, etwas Größeres ist als etwa dann ein virtuoses Fliegen, mit dem es sich messen müßte. (Aber wir messen es nicht daran, es wäre ganz unsinnig, es daran zu messen.) Und wenn es sich dann umgedreht hat, das Tier des Wassers, und gefragt hat "Fliege ich schön" und die Zweifel gesehen hat, dann lacht es und fliegt einfach weiter, nicht aus Trotz, sondern weil es auch eine Freiheit ist, eine bisher ungekannte, nicht elegant zu sein und schön. Es geht, am Ende dieser zweiten Staffel, um diese Dimension des Präsidenten. Wie einer, im Versuch, mehr als perfekt zu sein, auf eigenes Risiko und bewusst, seine Eleganz verliert, gedemütigt und geohrfeigt wird. Es ist aber richtig so, genau richtig - und das gilt für Bartlet wie für die Serie, der man dann auch die "Dire Straits" durchgehen lässt und einen rundum sowieso ziemlich katastrophalen Musikgeschmack.
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last updated: 26.06.12, 16:35 furl
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