Sonntag, 7. Mai 2006
das boule-spiel

Das Boule-Spiel ist, versteht sich, weniger einfach als es aussieht. Es stehen zwei Mannschaften gegeneinander. In meiner Mannschaft spielen zum Beispiel Gonzo und Hartmut, in der anderen Andreas, Dieter und Arnie. Ich kenne Andreas, über die anderen Mitspieler weiß ich nichts und erfahre im Verlauf des Spiels wenig mehr als das, was ihr Verhalten während des Spiels über sie sagt. Man beginnt mit dem Wurf der Sau, einer kleinen bunten Kugel, die auch frz. cochonet heißt. Dieser Wurf ist die Setzung des Spielfelds, eine rein performative Geste. Wo die Sau landet, da ist für den Rest des Spiels das Zentrum, dem alle zu nähern sich streben. Zwei grundsätzlich verschiedene Arten des Wurfes gibt es, das Legen und das Schießen. Beim Legen, mit dem man, anders kann es nicht sein, beginnt, nähert man die eigene Kugel der Sau, so weit es geht. Hier kommen verschiedene Wurftechniken ins Spiel, bei denen die Beschaffenheit des jeweiligen Untergrunds und die Lage anderer Kugeln zum Kalkül des Wurfs führen. Man hält die Kugel dergestalt in der Hand, dass sie von der Handfläche oben bedeckt ist, den Daumen, der beim Wurf nur für Abweichungen von der vorgesehenen Bahn sorgen würde, lässt man beiseite. Es ist gar nicht nötig, mit dem Arm groß auszuholen und man kann beim Wurf in die Hocke gehen oder stehen. Verschiedene Formen von Drall sorgen für verschiedene Verhaltensweisen der Kugel in der Luft und nach Aufprall auf dem Untergrund. Sie rollt weiter oder bleibt liegen. Man wirft hoch oder flach. Das ist das Legen. Beim Schießen geht es darum, die Kugel des Gegners gewaltsam zu entfernen. Für das Schießen braucht man sowohl Schwung als auch Ziel. Schön ist es, wenn die eigene Kugel, hat sie die des Gegners weggeschossen, selbst in der Nähe der Sau liegen bleibt. Natürlich kann man nicht immer alles haben. Es kann auch sein, dass die Sau mit Absicht oder Versehen weggeschossen wird. Damit ändert sich schlagartig das Bild, es ist eine Art Revolution der ganzen bisherigen Konstellation. Schlechte Kugeln können ohne eigenes Zutun zu guten Kugeln werden. Diese Revolution freilich wird ohne großes Aufhebens hingenommen. Vielleicht reagieren andere Gruppen anders, meine Mitspieler und in vorsichtiger Nachahmung ihres Verhaltens auch ich, haben einen unaufgeregten Fatalismus an den Tag gelegt. Für viele Situationen hat man auch stehende Redewendungen, die an passender Stelle zur Anwendung gebracht werden. Taktische Fragen haben nicht nur mit der Konstellation der geworfenen Kugeln, sondern auch mit der Zahl noch zur Verfügung stehender Kugeln der eigenen wie der gegnerischen Mannschaft zu tun. Auch gibt es Experten fürs Schießen wie fürs Legen. Das will bedacht sein. Für jede Kugel, die der der Sau nächsten Kugel des Gegners näher liegt als diese der Sau nächste Kugel des Gegners, erhält der Gewinner einen Punkt. Im tête-à-tête, das es auch gibt, spielt jeder mit Drei, im Doublett und Triplett jede Mannschaft mit sechs Kugeln. Es geht bis dreizehn. Übung, sagt man mir freundlich, macht den Meister.

 
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last updated: 26.06.12, 16:35

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