Donnerstag, 13. November 2003
Frieda Grafe

Was in den Büchern steht, habe ich über die Jahrzehnte als einzelne Aufsätze oder Kritiken mehr oder weniger vollständig in Zeitungen und Zeitschriften gelesen. Und verstanden habe ich die Texte auch damals schon nicht, auch nicht, wenn die Autorin sie mir bei unglaublich raffiniertem Gekochten in ihrer eleganten Altbauwohnung in Schwabing erklärte, damals, als wir alle befreundet waren.

Soll man es nun dabei belassen, sich nicht zu wundern, dass Schlöndorff nichts verstanden hat? Oder soll man es doch irgendwie sympathisch finden, dass er sie dennoch rühmt und toll findet?

Update nach aufmerksamer Lektüre: Finde den Text sogar sehr sympathisch. Vor allem, wie er ehrlich beschreibt, dass sie seine Filme nicht mochte und wie er versuchte, dagegen was zu tun, was seine Filme nur noch schlechter machte, woran er aber nicht ihr, sondern nur sich die Schuld gibt. Ich würde ihm jetzt sogar gönnen, er hätte schönere Filme gemacht, weil das so aufrichtig ist.

Und das Foucault-Zitat gefällt mir in seinem Pathos so gut, dass ich es gleich auch zitiere:

„Ich kann nicht umhin, an eine Kritik zu denken, die nicht versuchte zu richten, sondern die einem Werk, einem Buch, einem Satz, einer Idee zur Wirklichkeit verhilft; sie würde Fackeln anzünden, das Gras wachsen sehen, dem Winde zuhören und den Schaum im Fluge auffangen und wirbeln lassen. Sie häuft nicht Urteil auf Urteil, sondern sie sammelt möglichst viele Existenzzeichen; sie würde sie herbeirufen, sie aus ihrem Schlaf rütteln. Mitunter würde sie sie erfinden? Um so besser, um so besser. Die Kritik durch Richtspruch langweilt mich; ich möchte eine Kritik mit Funken der Phantasie. Sie wäre nicht souverän, noch in roter Robe. Sie wäre geladen mit den Blitzen aller Gewitter des Denkbaren.“

 
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last updated: 26.06.12, 16:35

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