Eine heftige Dosis Britisches über die Weihnachtsfeiertage. Aus John Baileys Erinnerungsbuch "Iris" die Lust mitgenommen, jetzt endlich doch mal etwas von Iris Murdoch zu lesen. Vor allem aber viel gelernt: über ein unbekümmertes Verhältnis zur eigenen Schrulligkeit. Sich in der eigenen Welt einrichten. Und eine kleine Welt (rund um Oxford), in der solche Einrichtung ein Ding der Möglichkeit gewesen ist. Bis in die Gegenwart: etwa die Liebe zu den Teletubbies, der alzheimerkranken Murdoch, aber auch Baileys, der sein Entzücken beschreibt. Dazu eine über sich selbst immer ein bisschen verwunderte Ehrlichkeit, die mit Schonungslosigkeit nichts zu tun hat. Wie man diskret sein kann und doch ehrlich. Und dann ein Weihnachtsgeschenk: "The Pirates of Penzance", Operette von Gilbert & Sullivan: britischer Humor at its quaintest best. Jetzt auch kapiert, wo die Monty-Python-Musik herstammt (der Accountancy-Song zum Beispiel könnte in Ton, Text, Musik direkt von Gilbert & Sullivan kommen). Dazu passend Mike Leighs unwahrscheinliches G & S-Biopic "Topsy Turvy" gesehen, mit einem unvergesslichen Auftritt Timothy Spalls als "Mikado". Sehr schöner, sehr sorgfältiger und nur zwischen den Falten der Kostüme als Leigh-Werk identifizierbarer Film. Lief nie in deutschen Kinos, was nur belegt, wie britisch das Phänomen Gilbert & Sullivan ist. So britisch wie die Archers, Michael Powell und Emeric Pressburger, deren Offenbach-Verfilmung "Hoffmanns Erzählungen" ich dann noch sah: ein tief in wunderbar trashig-samtigen Dekor getauchtes Zwischending aus Musik, Film, Theater - und wiederum im so subtilen wie treuherzigen Verzicht auf alles direkt Abgründige sehr britisch, will mir scheinen.