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Freitag, 26. März 2004
zeitanfall
knoerer
16:01h
Einen Ort sehen, den man zehn Jahre nicht gesehen hat. Aber getraeumt davon, immer wieder. Und manchmal bin ich, wenn ich nicht einschlafen konnte, meinen Weg zur Uni im Geiste abgelaufen. Gelegentlich dann eingeschlafen. Zuletzt habe ich ihn nicht mehr gefunden, meinen Weg zur Uni. Alles hatte sich veraendert, im Traum und ich konnte mich nicht mehr erinnern, wie es wirklich aussah. Nach zehn Jahren jetzt wieder da. Ein Zeitanfall. Ich war sehr gluecklich in Austin, vor zehn Jahren, die meiste Zeit und noch das Unglueck, das es auch gab, war ziemlich gross. Die Fotos, die ich jetzt gemacht habe: Erinnerungsfotos, also leer. Auesserste Privatheit, niemand ausser mir sieht etwas darauf. Niemandsland, meine Vergangenheit. Ich erinnere mich: Hier, an dieser Stelle, an einem heissen Tag im Spaetsommer 1994, sind mir die ersten Zeilen eines Gedichts eingefallen (ja, ich war jung und brauchte die Poesie): Ich hab heut meinen ersten Tag, sprach Gott, und schuf ganz unaussprechlich schoene Dinge. Die sind mir hier eingefallen, ist mir hier wieder eingefallen. Wege, die ich dann doch wie blind gefunden habe. Zehn Jahre wie nichts, anderes nicht wiedererkannt. Es kam aber noch schlimmer, denn es war SXSW und tausend Bands in der Stadt. Donnerstag in La Zona Rosa, in der Naehe des Colorado River (der nicht der Colorado River ist): Rachael Yamagata, die heult und singt und an ihrem Klavichord die falschen Knoepfe drueckt und darueber scherzt, verdammt ergreifend. Liz Phair, routiniert, souveraen und ein bisschen langweilig. Blue October, eine Band aus der Gegend, irgendwo zwischen Queen und New Model Army (und grossartig, live jedenfalls). Maplewood machen Birds-Musik, das mag hier leider keiner. Dann aber Cracker, die ich immer gehasst habe, weil sie die Band waren, die am Tod von Camper van Beethoven schuld waren, so circa 1991, ich erinnere mich gut, weil ich Camper van Beethoven liebte und verehrte. Ja, mein erster Konzertbesuch, so circa 1989, war ein Camper-van-Beethoven-Auftritt (als Vorband Souled American) in Nuernberg. Cracker waren doofer Rock, Camper aber schoen schraeg und experimentell (ich habe sie noch einmal mit Eugene van Chadbourne - den FraFuchs kuerzlich erwaehnte - gehoert). Jetzt aber versteht man sich wieder, ja, Cracker spielen beinahe in Camper-Besetzung und zum den Abend beschliessenden Camper-Set wird nur der Gitarrist ausgetauscht und sie spielen meine Lieblingsplatte, Our Beloved Revolutionary Sweetheart, fast vollstaendig und ich stehe da, in Austin, La Zona Rosa, es ist weit nach Mitternacht und kann es nicht recht fassen. Wahrscheinlich ist das Nostalgie, nichts anderes, ein Zeitanfall, ich trinke Marguerita und Bier, es ist traurig und schoen, S. steht neben mir, troestet mich, es ist zum Heulen schoen.
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last updated: 26.06.12, 16:35 furl
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