Dienstag, 3. August 2004
jüdischer friedhof

Dass ich zur Kirche ging, Sonntag für Sonntag. Auf dem Hinweg bummelnd, aber wir kamen nie zu spät. An Gärten vorbei, Garagen, dem jüdischen Friedhof, gegenüber von meinem Kindergarten. Mein Bruder hat einmal seine Brille über die Mauer des jüdischen Friedhofs geworfen, aus Wut. Mein Bruder war immer sehr jähzornig. Das Tor zum jüdischen Friedhof ist immer geschlossen. Ich bin über die Mauer geklettert, die nicht sehr hoch ist, und habe die Brille geholt. Sie war nicht kaputt. Die Mauer zum jüdischen Friedhof ist, das muss ich sagen, immer niedriger geworden. Unüberwindlich, als ich begann, in den Kindergarten zu gehen. Mit sieben oder acht, es war auch einer meiner möglichen Schulwege, an der Mauer des jüdischen Friedhofs vorbei, konnte ich dann darauf klettern, auf die Mauer aus einem etwas abgeschliffenen und bemoosten Sandstein, an manchen Stellen, und dann darüber. Das war dann, als mein Bruder seine Brille im Jähzorn über die Mauer des jüdischen Friedhofs warf. Ich hatte lange keine Ahnung, was ein jüdischer Friedhof ist. Verwilderte, schiefe Gräber, umgekippt teils. Wenn ich über die Mauer geklettert bin, habe ich mich selten weit hinein getraut. Er war nicht sehr groß, der jüdische Friedhof. Eigentlich wollte ich erzählen, wie ich jeden Sonntag zur Kirche ging. Aber früher schon wollte ich da nie hin. Nie hinein. Die Fenster waren sehr bunt. Ich las immer im Gesangbuch mit, in dessen Mitte der Verlauf eines Gottesdienstes mit Gebeten sich befindet. Das wissen nicht viele, die meisten schlagen das Buch nur auf, um die Lieder mitzusingen. Ich habe die Lieder nie mitgesungen. Ich las aber jedesmal mit, nur um irgend etwas zu lesen zu haben. Ich habe mich nie wieder so sehr gelangweilt wie in der Kirche. Außer im Biologieunterricht bei Herrn Brechtelsbauer, der hoffentlich tot ist, inzwischen. Und dann beim Beobachten der Maschine beim Schleifen der Teile für die Wasseruhren. Ferienjob.

 
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