Dienstag, 23. Dezember 2003
weil mit literaturwissenschaft hab ich so meine erfahrung

Ich bin da sehr dankbar für die moderne Literaturwissenschaft, die einen Textbegriff entwickelt hat, in den noch sehr viel mehr reinpasst als so eine "Harald Schmidt Show".

Das ist nicht dumm, was Kay Sokolowsky da erzählt. Das ist sogar ziemlich schlau. Das ist ziemlich genau so schlau wie Schmidt. Und schlauer als Schmidt ist ja wirklich kaum einer. Der ist mit allen Wassern gewaschen. Nur dass Schmidt kaum was anderes ist als schlau. Superschlau. Metaschlau. Mit allen Wassern der Schlauheit gewaschen. Und Schlauheit ist was für die, die schon alles haben. Schlauheit kann man nicht kaufen, die ist das Meta, das man drauftut, damit das, was drin ist, anders aussieht. Oh ja, es sieht anders aus mit Meta, mit Schläue und mit dem Wissen um das Meta. Metameta. Aber man muss das ja nicht wollen. Und wer sagt, dass wir schon alles haben. Das sagt man uns, aber wir müssen das nicht glauben. Auch nicht Schmidt, nicht den schlauen Leuten, die in Schmidt ihre Schlauheit erkennen. Mit den besten Absichten, durchaus, wie der Herr Sokolowsky auch, zum Beispiel. Und es gibt ja viel Dummheit, auf die mit Schlauheit zu reagieren nicht das Dümmste ist. Das Schlauste vielmehr. Aber man kann es ja auch einfach nicht mehr ertragen wollen. Ignorieren wollen. Was dagegen stellen wollen, nicht drumrum. Was anderes ohne meta. Das ist natürlich nicht so schlau, auf den ersten Blick. Aber den muss man halt auch erst wieder aushalten lernen. Den ersten Blick. Nicht immer dreimal um den Kopf rum denken, den eigenen. Bleibt ja, meta hin, meta her, doch derselbe. Derselbe Dreck. Dreck bleibt Dreck. Metadreck, aber Dreck. Für die, die schon alles haben.

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Sonntag, 21. Dezember 2003
Höllenort

Gestern abend, als ich sehr müde war, und in der Volksbühne saß, und vorne Meg Stuart und Damaged Goods lustig über die Abgründe menschlichen Sozialverhaltens tanzten, dachte ich bei mir, einfach so, weiß der Teufel, woher sich diese finsteren Überlegungen angeschlichen hatten: Welch ein Höllenort die Erde und welch eine Scheißveranstaltung das Leben. Nur war mir wundersam wohlig bei diesem Gedanken, was ich mir nicht anders erklären kann als durch die Müdigkeit, die mich einnebelte, die Musik dazu und der Tanz, virtuose Zuckungen eher und Szenen, die so lang waren und in minimalen Variationen sich drehend und weiter bewegend, dass man in sie hineinfallen konnte wie in eine Trance.

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altmeisterlich

Alex Colville, der nicht mehr als zwei Bilder im Jahr malt. Der in Kanada lebt und einmal nach Europa eingeflogen wurde in ein Museum, weil bei der Hängung unten rechts auf einem Bild ein winziger Kratzer entstanden war, den er beseitigen kam, eigenhändig.
[nachzulesen in: John Bayley: Elegie für Iris]

Mehr und mehr und mehr.

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Samstag, 20. Dezember 2003
einsam wacht

Nachts um dreiuhrvier findet der passagier noch einen Text mit Schnee.

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Mein Freund Harvey ist tot

Ob nicht eine Ästhetik des Bloggens von der permanenten Drohung des Verschwindens her zu schreiben wäre. Nichts geht dem Leser so nah wie der Blogger und nichts ist so prekär in der Fortexistenz. Und mit dem Verschwinden verschwindet der ganze Mensch, den wir uns in der fortgesetzten Lektüre imaginiert haben. Mein Freund Harvey ist tot. Der Blogger und das Gebloggte sind nichts Bleibendes. Was der Tod im wirklichen Leben ist, ist das Ende des Blogs. Eben noch da, nun verschwunden, unfassbar. Vielleicht hieße das, dass das Weblog kein Medium des Schriftlichen ist, oder jedenfalls: prekärer Schriftlichkeit. Nicht dass es Mündlichkeit wäre, womit man konfrontiert ist, eher Freundschaft à distance. Ich kenne den Blogger sehr gut, intim beinah, aber ich kenne ihn nicht. Er ist eine Romanfigur, eine Fiktion, der wir aufs Wort zu glauben gelernt haben. Er ist ein Geist, ein Gespenst, ein Revenant, der ausbleiben kann, von einem Moment auf den anderen. Die Gespräche, die wir führen, sind beinah nur imaginiert. Imaginationen schwarz auf weiß. Das Blog wird in den Tag hinein geschrieben und kennt daher, dem Schein der older stories zum Trotz, die Vergangenheit nur als eine geteilte, geteilt erinnerte, in der geteilten Erinnerung auch verklärte. Die Erinnerungsform ist Melancholie. Black and white and blue. Das Weblog ist wie das wirkliche Leben, das schriftliche Form angenommen hat, nur nicht wirklich. Aber natürlich ist auch das wirkliche Leben alles andere als wirklich.

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Donnerstag, 18. Dezember 2003
Blickverlauf


Sie sehen dich sehen.

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Mittwoch, 17. Dezember 2003
Nacht der Woche

Da sprach der König zu sich selbst: «Ich werde sie, bei Gott, nicht eher töten, als bis ich die Geschichte zu Ende gehört habe. Dann töte ich sie eben morgen nacht.»

Wenn ich recht verstehe, gibt es hier jetzt jede Woche eine Nacht von tausendundeiner.

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