Dienstag, 30. Mai 2006
la maison de mon reve/drift

Total verliebt in CocoRosie: La Maison de mon Reve und dann noch mal speziell verliebt in Good Friday. In die Textur dieser Songs, in denen die Kindermelodien sich weniger gegen einen Hintergrund abheben als aus Interferenzen und Zusammenwehen von Stimmen, Geräuschen, Rauschen gerade zu entstehen scheinen - und zwar, dies die Pointe der zarten Naivität des Klangs - ohne das Zutun von jemandes Willen zum Song. Die Sorte sophistication, die unversehens wieder in Unschuld kippt.

Das kann man von Scott Walker kaum sagen. Überhaupt das Gegenteil von sowas wie CocoRosie. Bei ihm kippt nie was, vielmehr treibt er die Dinge mit Gewalt in seltsames Gebiet. Dahin, wo sich schweres Pathos und dandyhafteste Arroganz treffen. Als Skulpturen - und etwas Skulpturales hat das zweifellos - wären die Songs Chimären und Monster aus Marmor. Bedrohlich noch, wenn nicht gerade, in ihrer Starre. Aber natürlich bewegt sich zugleich auch viel, stops and starts, ganz finstere Beats, die aussetzen, aber so, dass man nie vergisst, dass sie wieder einsetzen werden. Dazwischen haut Walker dann eine Stimmskulptur. Aussetzer, Verklingen, aber kein einziger Moment des Zurücklehnens. Drift in keinem Fall als Treibenlassen zu verstehen, das ist die unentspannteste Musik der Welt. Sondern als Treiben und Getriebensein. Ich habe selten etwas so Unheimliches gehört.

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ah! zauberworte

Date de parution : 1 janvier 2006 (En 1967, Henri et Jules, amis d'enfance, passent leurs dernières vacances ensemble. Les hommes qu'ils deviennent font de bouleversantes rencontres amoureuses qui finiront mal. S'ensuivent des relations épistolaires poétiques. Un premier film rare et spirituel. Und dies:Avec TOUTES LES NUITS, j’ai réalisé un désir, présent depuis toujours, de m’exprimer par le cinéma. Si le chemin a été long, il m’a au moins laissé le temps de réfléchir sur la nature de cet art né il y a un siècle, et que j’ai accompagné dans une partie non négligeable de son évolution. q. Und dies:Pour se faire une idée du style d'Eugène Green, il faut imaginer un croisement de Bresson, de Rohmer et d'Eustache. q)

Date de parution : 23 août 2006 (et ça)

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Montag, 29. Mai 2006
the bright corner

Aus einer E-Mail:

Lieber Ekkehard, habe heute morgen geträumt, Du hättest ein zusätzliches Blog eingerichtet ("The Dark Corner" oder so ähnlich), in dem es hundertprozentig nur darum geht, was Konstanz für ein entsetzliches Nest ist. Grund, mal wieder zu schreiben.

Jetzt verursacht meine Anwesenheit in Konstanz schon anderen Leuten Alpträume. Das soll nicht sein. Ich werde in Zukunft nur noch von den schönen Seiten des Lebens am Bodensee berichten.

Und könnte mit der frohen Botschaft beginnen, dass ich hier in zwei Monaten wieder weg bin - womöglich für immer. (Aber man soll wiederum niemals immer sagen.)

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Montag, 8. Mai 2006
chefkoch mit führungsqualitäten

Der Chef kocht schreibt selbst. So schmeckt's auch:

Das Prinzip Zeitung ist das Prinzip Führung. Denn an das Prinzip Führung, an eine tiefe Sehnsucht nach Hierarchie, glaube ich genauso fest wie an die Funktion des Marktplatzes. Sprache ist Werkstoff des Journalisten und Aphrodisiakum zur Verführung des Lesers. Da steht einer vor der Tür und ruft laut: hereinspaziert, hereinspaziert, schöne Mädchen, heute Eintritt kostenlos, hereinspaziert - da wechseln alle, die nicht völlig verzweifelt sind, schnell die Straßenseite. Aber es macht sich à la longue bezahlt. Hier haut die Redaktion auf den Tisch und bekennt, was sie oder eines ihrer Mitglieder denkt. Natürlich hat Murdoch - wie immer - recht.

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trauer

Bin in Trauer. Grant McLennan ist gestorben. Er hat ein paar der schönsten Songs der Welt geschrieben.

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Sonntag, 7. Mai 2006
das boule-spiel

Das Boule-Spiel ist, versteht sich, weniger einfach als es aussieht. Es stehen zwei Mannschaften gegeneinander. In meiner Mannschaft spielen zum Beispiel Gonzo und Hartmut, in der anderen Andreas, Dieter und Arnie. Ich kenne Andreas, über die anderen Mitspieler weiß ich nichts und erfahre im Verlauf des Spiels wenig mehr als das, was ihr Verhalten während des Spiels über sie sagt. Man beginnt mit dem Wurf der Sau, einer kleinen bunten Kugel, die auch frz. cochonet heißt. Dieser Wurf ist die Setzung des Spielfelds, eine rein performative Geste. Wo die Sau landet, da ist für den Rest des Spiels das Zentrum, dem alle zu nähern sich streben. Zwei grundsätzlich verschiedene Arten des Wurfes gibt es, das Legen und das Schießen. Beim Legen, mit dem man, anders kann es nicht sein, beginnt, nähert man die eigene Kugel der Sau, so weit es geht. Hier kommen verschiedene Wurftechniken ins Spiel, bei denen die Beschaffenheit des jeweiligen Untergrunds und die Lage anderer Kugeln zum Kalkül des Wurfs führen. Man hält die Kugel dergestalt in der Hand, dass sie von der Handfläche oben bedeckt ist, den Daumen, der beim Wurf nur für Abweichungen von der vorgesehenen Bahn sorgen würde, lässt man beiseite. Es ist gar nicht nötig, mit dem Arm groß auszuholen und man kann beim Wurf in die Hocke gehen oder stehen. Verschiedene Formen von Drall sorgen für verschiedene Verhaltensweisen der Kugel in der Luft und nach Aufprall auf dem Untergrund. Sie rollt weiter oder bleibt liegen. Man wirft hoch oder flach. Das ist das Legen. Beim Schießen geht es darum, die Kugel des Gegners gewaltsam zu entfernen. Für das Schießen braucht man sowohl Schwung als auch Ziel. Schön ist es, wenn die eigene Kugel, hat sie die des Gegners weggeschossen, selbst in der Nähe der Sau liegen bleibt. Natürlich kann man nicht immer alles haben. Es kann auch sein, dass die Sau mit Absicht oder Versehen weggeschossen wird. Damit ändert sich schlagartig das Bild, es ist eine Art Revolution der ganzen bisherigen Konstellation. Schlechte Kugeln können ohne eigenes Zutun zu guten Kugeln werden. Diese Revolution freilich wird ohne großes Aufhebens hingenommen. Vielleicht reagieren andere Gruppen anders, meine Mitspieler und in vorsichtiger Nachahmung ihres Verhaltens auch ich, haben einen unaufgeregten Fatalismus an den Tag gelegt. Für viele Situationen hat man auch stehende Redewendungen, die an passender Stelle zur Anwendung gebracht werden. Taktische Fragen haben nicht nur mit der Konstellation der geworfenen Kugeln, sondern auch mit der Zahl noch zur Verfügung stehender Kugeln der eigenen wie der gegnerischen Mannschaft zu tun. Auch gibt es Experten fürs Schießen wie fürs Legen. Das will bedacht sein. Für jede Kugel, die der der Sau nächsten Kugel des Gegners näher liegt als diese der Sau nächste Kugel des Gegners, erhält der Gewinner einen Punkt. Im tête-à-tête, das es auch gibt, spielt jeder mit Drei, im Doublett und Triplett jede Mannschaft mit sechs Kugeln. Es geht bis dreizehn. Übung, sagt man mir freundlich, macht den Meister.

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Freitag, 5. Mai 2006
Hans-Ulrich Gumbrecht ejakuliert in Konstanz, any time

Ich habe eine Intuition, verriet am gestrigen Abend der berühmte volkstümliche Sportfan und amerikanische Staatsbürger Sepp Gumbrecht seinen Fans bei einem Vortrag im Wolkensteinsaal der Stadt Konstanz. Die Wirklichkeit, habe er festgestellt, sei widerständig, aber die Philosophen hätten es nicht gemerkt. Hier die wichtigsten Auszüge aus seiner launigen Rede:

Ich sage nur Cogito. Schauen Sie sich Goyas Monster im Schlaf der Vernunft einmal genau an: die sind ganz wollig und sinnlich. Schuld ist nur der Beobachter 2. Ordnung, Selbstreferenz, Narration. Oder Wagners Programmmusik. Denken Sie an den 11. September, denken Sie an den Krieg im Irak. Ganz doll, wie mein Freund Kittler sagen würde. Oder denken Sie an den Stau auf der Autobahn. An den Stau auf der Autobahn hat Luhmann gerne gedacht. Wir haben privat oft darüber geredet. Oder diese wunderbare Passage in 'Soziale Systeme' mit den erloschenen Vulkanen des Marxismus. Mein Freund Hayden hat es bis heute nicht begriffen. Aber vielleicht müssen wir eine neue Erkenntnistheorie entwickeln, wie die großen Heroen Freud oder Foucault. Wer bin ich, Ihnen dazu einen Vorschlag zu unterbreiten. Wenn ich zum Beispiel 'Fuck' schreibe, leitet die Software von Stanford meine E-Mail nicht weiter. Vor drei Jahren war ich das erste Mal in Norwegen, da haben sie die Stadt Trondheim für mich abgefackelt. Deshalb ist es mir ein großes Vergnügen, bei einer akademischen Veranstaltung wie dieser so viel von Ejakulationen zu sprechen. Und wie ich kürzlich in einem Artikel in der FAZ geschrieben habe. Ich habe gerade einen langen Aufsatz geschrieben. Ich habe noch einen Artikel in der FAZ geschrieben. Ich habe mich am 8. Mai 1974 in Konstanz habilitiert. Ich danke für die Einladung. Laden Sie mich ein: Ich komme, any time

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