... Vorige Seite
Freitag, 23. Juni 2006
woher der hase weht
knoerer
13:58h
Gelobt sei, schreibe ich als Premiereloser, das österreichische Fernsehen - und nebenbei der Standortvorteil Konstanz: Im ORF scheuen sie sich nämlich nicht, dem Betrachter und der Betrachterin die Intelligenz zuzutrauen, einer Schaltkonferenz zu folgen. So gab es gestern deutlich mehr Australienkroatien als Brasilienjapan, wofür noch einmal ein Extralob. Tolles Spiel übrigens mit einem Schiedsrichterteam, das sich tief in den finsteren Wald hineinpfiff und dort dann, von zupfenden, fällenden, fallenden und reißenden, zudem auch Unschuld markierenden und obendrein handspielenden Australierkroaten umzingelt, allerlei arg Unlauteres durchgehen ließ. Ein ungewohntes Zusatzmoment an Aleatorik, das viel Spaß machte. Auch "Schneckerl" Prohaska als unaufgeregten Nach- und Zwischenbeobachter, weder Grinsekopf noch Betonfresse, habe ich, kam Zeit, kam Gewöhnung, durchaus lieb gewinnen können. Gelernt auch, dass man in denen ihrer Sprache "Corner" sagt. Dass der Moderator einmal formulierte, nun wisse man, woher der Hase wehe, war zwar schön, aber wohl doch kein Austriakismus. ... Link Donnerstag, 22. Juni 2006
steht da. doch, steht da
knoerer
12:39h
Die Veranstalter haben ja Recht: Es gibt die so genannten No-go-Areas. Sie befinden sich aber nicht irgendwo draußen im Niemandsland, sondern in Berliner Quartieren wie Moabit oder Neukölln, wo die Einwanderer ihre Ehrenhändel unter sich austragen und die deutsche Polizei auf Abstand halten. Der Film "Knallhart" hat über diese Realitäten mehr verraten als das Akademikertreffen. Das steht wirklich da. Ich meine: wirklich. In echt. Genrefilme vs. Akademiker. (Hauptakademikerin: Katja Riemann.) Deutschnationaler Schaum vorm Mund trübt dem alten Adam, wie eh, wie je, Augen und Verstand. ... Link
dinge, die bekanntlich wirklich nichts miteinander zu tun haben
knoerer
11:46h
Mein Freund, der Hauptschullehrer ist, erzählt mir, dass, kaum waren die Straßen Ulms voller Deutschland-Flaggen, an den Wänden seiner Schule erstmals Hakenkreuze auftauchten. (Wenn auch verkehrt herum gemalte, aber die meisten Möchtegern-Nazis waren ja schon immer sogar zu dumm dazu, Nazis zu sein. Was sie bekanntlich nicht weniger gefährlich macht, im Gegenteil.) ... Link Dienstag, 20. Juni 2006
reisen durchs aufregende gelände des non sequitur
knoerer
13:55h
"Schwarm"-Urheber Frank Schätzing moniert, dass sein Roman komplett im Internet gelesen werden könne, weil er in Russland ins Netz gestellt worden sei.[q] Darum also hat er sich so elend schlecht verkauft hier. ... Link
bibliografische vorarbeiten zur entwicklung einer absurdologie I
knoerer
13:43h
Hubertus Bermuda: "Die Sackgasse als Einbahnstraße", in: F.W. Dreieck: Aporien der Verkehrsplanung. Middle of Nowhere Press 2007. ... Link Sonntag, 18. Juni 2006
dabeiseinistalles II
knoerer
10:11h
In Hannover vor dem Bahnhof singen mexikanisch gekleidete Fans Angola-Songs. Auf den Bahnsteigen gibt es spanische und portugiesische Durchsagen von Muttersprachlerinnen. Die spanische Durchsage bittet die mexikanischen Fans sich bei Fragen an das spanisch sprechende Bahnpersonal zu wenden. Ich verstehe die portugiesische Durchsage nur sehr ungefähr - und sie sagt ungefähr dasselbe wie die spanische -, sehe allerdings kein Bahnpersonal, das des Spanischen oder Portugiesischen mächtig schiene. Vielleicht geheime Signale unter Sprechern fremder Sprachen. In der Innenstadt von Hannover, neben einer Uhr, die mysteriöserweise die Tage seit der Expo zählt, als führte das irgendwo hin, irgendwo anders hin also als einfach nur weg vom Ereignis, provisorisch an Säulen getackerte Schilder, die die Fußgängerzone als LaVolpe-Straße ausweisen, dem Trainer der Mexikaner zu Ehren. Das Café Extrablatt, in dem ich mit N. etwas trinke, das sich aus nicht sehr durchsichtigen Gründen Milchkaffee nennt, ist deutschlandfahnenenfarben durchdekoriert und das Personal trägt T-Shirts mit Rückennummern. Unter den Nummern aber keine Namen, sondern Positionsbezeichnungen: Stürmer, Verteidiger etc. (Oder sind es Funktionsbezeichnungen? Ist das Fußballspiel ein Positions- oder ein Funktionszusammenhang? Ein Struktur- oder ein Systemzusammenhang?) Egal. Auf der Fahrt zurück, von Hannover nach Berlin, sitze ich im Zug neben einem jungen thailändischen Mann und einer mittelalten thailändischen Frau, die wahrscheinlich seine Mutter ist. Thailändisch kenne ich aus dem Kino und finde es sehr schön. Ich verstehe während der ganzen neunzig Minuten (sic!) der Fahrt nur zwei Worte des Gesprächs der beiden. Einmal nämlich sagt der junge thailändische Mann ganz unverkennbar: Trinidad Tobago. Die erste Halbzeit vom deutschen Spiel höre ich, vietnamesische Speisen beim neuen Vietnamesen in der Bergmannstraße essend, nur mit halbem Ohr. Ich sitze mit dem Rücken zu einer opto-kulinarischen Spontangemeinschaft auf dem Bürgersteig vor einem anderen Lokal, S. erklärt mir, über meine Schulter blickend, ob es sich beim Lärm um Jubel oder Entsetzen handelt, denn das ist akustisch gelegentlich schwer zu unterscheiden. Fetzen von Steffen Simons Kommentar dringen an mein Ohr und also denke ich, das Spiel der Deutschen sei schlecht. Später erfahre ich von einer Differenz zwischen Spiel und Kommentar, einem sog. Simonschen Verblendungszusammenhang. Die zweite Halbzeit sehe ich mit eigenen Augen und gegen Ende bin ich hingebannt. Eine junge Frau in unserer kleinen Spontangemeinschaft gebärdet sich so dämlich wie ihr mutmaßlicher Schwiegervater. Übrigens ist alles voller Fahnen. Auch hier in Kreuzberg. Mitreißend, da gebe ich Herrn Wörterberg recht, ist überraschenderweise - und umso mitreißender, weil überraschend - das Spiel Ghanas gegen die auf ganzer Linie enttäuschenden Tschechen, das ich zunächst nur mit halbem Ohr und halbem Auge verfolge. Am Ende hänge ich gebannt vor der Glotze und bejuble das zwei zu null, dem dann doch tatsächlich kein Abseits vorausging. Für den Abend und das Match zwischen Italien und den USA sind wir ins alte Stadtbad in der Oderberger Straße verabredet. Es gibt Eingangskontrolle, aber nur ein bisschen. Es gibt Kommerz, aber nur ein bisschen. Die Stühle stehen im Becken, das sich als Auditorium, wie mir sofort einleuchtet, eignet, da es abfällt zu größeren Wassertiefen hinab. Aber hier ist lange kein Wasser mehr gewesen, der Putz bröckelt pittoresk, der Saal ist voll, die Bildstabilität des Beamers ist ein wenig prekär. Die Mehrzahl der Fans ist für Italien. Im Gegensatz ja zu mir, der ich mir zudem nach dem desaströsen Debütspiel der USA einiges verspreche, in der Hoffnung, sie wollten der Welt nun beweisen, dass sie auch anders können. Die Hoffnung trügt nicht, die Amerikaner kämpfen um jeden Millimeter Boden, mit den Mitteln, die sie haben. Die Mittel sind redlich, möchte ich behaupten, nur steckt im Verpassen des Balls um Millisekunden das Potenzial zu einem fiesen Foul. Dieses Potenzial wird gelegentlich aktualisiert und alle Karten sind fraglos gerecht. Ein fieser Möpp ganz anderen Kalibers freilich ist der Italienier mit dem Ellenbogencheck. Sehr imponieren mir, und immer mehr, die Amerikaner, die durch den Kampf zum Kampf finden und den Italienern Grenzen aufzeigen. Ich bin nicht sicher, ob es Grenzen des Willens sind oder doch des Organisationsgrads ihres Spiels. Im einen wie dem anderen Fall: kein Titelkandidat. Viele zeigen sich hinterher gelangweilt von dem Spiel. Ein großer Irrtum, es war sehr mitreißend, von den letzten zwanzig Minuten vielleicht abgesehen, in denen es dann doch zuende ging mit den Kräften der USA. Verständlicherweise. ... Link Samstag, 10. Juni 2006
dabeiseinistalles I
knoerer
10:58h
Auf den Wangen und am Leib tragen junge Menschen in Konstanz Deutschland wie einen schlimmen Ausschlag. Dazu grölen sie wie der Bär im Grenzgebiet. Horst Köhler strahlt und jagt mit einem Knopfdruck das Stadion in die Luft. Philip Lahm nimmt sein Herz in die Hand und schießt, er weiß nur nicht wie, für Deutschland ein Tor. Die Menschen schreien und recken ihre Arme und machen sich die Ellenbogen kaputt. Dann steht Arne Friedrich von der Hertha in München im Abseits und hebt es so auf. Besser wäre, er vergrübe sein Gesicht in den Händen. Besser wäre, er stünde nicht später schon wieder in München im Abseits. Entscheiden tut natürlich der Trainer und Michael Steinbrecher hat zur Feier des Tages eine neue Frisur auf dem Kopf. Fröhlich ist wie immer der Johannes B. Kerner und lustige Bildchen malt am Computer der Jürgen Klopp. Unterschiedlicher Meinung sind der Trainer und sein Kapitän. Dazu rollt beim Abgang Borowski die Augen. Odonkor ist, kaum im Spiel, schon schnell und macht kein Tor. Dann ist es aus, aus, aus und wir sind Weltmeister. ... Link ... Nächste Seite
|
online for 8316 Days
last updated: 26.06.12, 16:35 furl
zukunft homebase
film
auch dabei fotoserien cinema vollständig gelesene blogs
new filmkritik
aus und vorbei
darragh o'donoghue
Youre not logged in ... Login
nasal Ein Leserbrief in der
morgigen FAZ: Zum Artikel "Hans Imhoff - Meister über die...
by knoerer (17.02.09, 19:11)
live forever The loving God
who lavished such gifts on this faithful artist now takes...
by knoerer (05.02.09, 07:39)
gottesprogramm "und der Zauber seiner
eleganten Sprache, die noch die vulgärsten Einzelheiten leiblicher Existenz mit...
by knoerer (28.01.09, 11:57)
|