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Donnerstag, 2. März 2006
alcoholics anonymous
knoerer
23:50h
Fuer einen kleinen Vortrag, den ich hier am Montag halte, googelte ich gerade nach meinen ehemaligen Lehrern an UT, um sie einzuladen, obgleich sie sich vermutlich kaum an mich erinnern. Einer, der sich gewiss nicht mehr erinnert, ist der hier: Richard Val LeClercq Richard Val LeClercq, 63, died July 29, 2005, from complications of acute alcoholism. He is survived by his son Noel LeClercq, San Marcos; daughter Desiree LeClercq, Austin; stepson Glenn Ross, Austin; brother Leon LeClercq, Los Angeles; and a host of ex-wives. Val was born in Los Angeles and received his Ph.D. from UCLA, where he swam butterfly and sang tenor in the Opera Workshop. He was hired by the University of Texas Department of English as their authority on poet John Milton. Val taught for almost 30 years, switching specialities to literary criticism and directing the dissertations of many bright English majors. Val was a talented pianist, and had a sweet tenor voice. He was a golden-ear hi-fi enthusiast who designed and built stereo systems. He brought enthusiasm and intelligence into each of his many projects, and somehow talked his friends into participating in each outlandish invention. His family thanks the English Department for its patience with his disease. The family plans a wake to celebrate his life and introduce his old friends to his children. Please call Terri for details of the Final A-B Test. The family hopes each reader will make out a will, right now. Memorials should be sent to Alcoholics Anonymous, North Austin 24-Hour Group, Austin 78758. Sehr schoen finde ich die Formulierung "a host of ex-wives". War ein ziemlich schraeger Vogel, der Typ, wohl auch damals schon Alkoholiker, aber aeusserst unterhaltsam. Edit: In einem obskuren Forum erinnert [hm, den Link habe ich wieder rausgenommen. Obskur ist auf den zweiten Blick eine Untertreibung] sich sein Sohn . Der zweite Satz ist gross: Last night around 3 AM Richard Val LeClercq unexpectedly died. A tenured professor at the University of Texas, he retired years ago to take up drinking full-time. The last time I saw my father was around 6 years ago, despite the fact he lived in Austin no more than twenty minutes away from my mother’s house. During that final visit w/the old man, we were asked to leave the restaurant we were eating at due to his drunken cursing offending the families around us. I was with my long-time gf who was meeting the man for the first time – he always did know how to make a first impression. After my folks split ways during my 6th grade year, I only saw him a few times. Once, on a weekend visit during Operation: Dessert Storm, he freaked out and told us about these bombs that ignited oxygen, causing your breath to be sucked right outta yer lungs; killing you by either burning or suffocating you to death. I started crying and called my mom to come pick me and my little sister up (also in tears). I always planned on going to see him again one day; you know, ask him all those father-son questions I never had the chance to. I doubt he had all the answers, but I’m sure he had some of ‘em. Known best for his bombastic personality, cutting wit, booming tenor singing voice, and hatred for idiots, the man will be missed. Wish I could have one more hour with him… ... Link
excellent books
knoerer
17:24h
Bei Half Price Books, die früher ziemlich nahe an meiner jetzigen Wohnung ihren Laden hatten, jetzt aber in ein viel größeres Gebäude deutlich weiter draußen gezogen sind, habe ich gleich zwei Hardcover-Bände von Rick DeMarinis (großartiger Autor übrigens) mit sehr ähnlicher Widmung des Autors gefunden. Einmal stand da: "To Elena, one of my favorite people", das andere Mal: "To Elena, one of my favorite people & writers". Die Frage, warum jemand Bücher mit einer solchen Widmung bei Half Price Books verscheuert, beschäftigt mich seitdem. Vielleicht eine zu Ende gegangene Liebe. Oder vielleicht ist Elena tot. Oder Elena hat eine solche Widmung einfach nicht verdient. Außerdem habe ich bei Half Price Books auch die englische Übersetzung von "Mein Kampf" gesehen. Der Einband ist ganz schwarz. Großartig ist das sehr kurze Vorwort des berühmten Übersetzers Ralph Manheim, das sich ganz den Schwierigkeiten des Übersetzens von Hitlerdeutsch ins Englische widmet. Filigran zerlegt Manheim dabei Hitler aus dessen Sprache heraus. Wirklich sehr elegant. Manheim hat neben vielem anderen auch Brecht, Heidegger, Handke übersetzt. (Nicht uninteressant die Kundenrezensionen des Buchs bei Amazon, wie diese: "I thought this was an excellent book, however, quite long. I was excited in the second half when they got to Hitler's thoughts of his rallys and his men defending his rally-goers." Hm.) ... Link Mittwoch, 1. März 2006
loslassen
knoerer
20:20h
Das Wasser, das hier aus der Leitung kommt, schmeckt wie das Wasser im Aquarium, das in meiner Kindheit und Jugend in meinem Zimmer stand. Jetzt fragen Sie sich, woher ich weiß, wie das Wasser im Aquarium schmeckte. Manchmal musste das Wasser ausgetauscht werden; zum Abpumpen gab es einen Schlauch, dessen eines Ende im Wasser hing, dessen anderes Ende in einen Eimer auf dem Boden führte. Die Schwerkraft erledigte den Rest. Fast. Erst musste man nämlich ansaugen. Meine Mutter meinte immer, ich könne das besser als sie. Heute frage ich mich, ob das ein Trick war. Das Loslassen ist dabei eine Sache des Timings. Ich habe nicht den Eindruck, dass ich darin besonders gut gewesen bin. Die Sache mit dem Schlauch habe ich vor ein paar Tagen in Tommy Lee Jones' Film "The Three Burials of Melquiades Estrada" gesehen. Der Mann, der Melquiades Estrada getötet hat, muss da eine Flüssigkeit ansaugen, die dann über der Leiche Estradas ausgegossen wird. So besonders gut ist der Film nicht. ... Link
koreanisch
knoerer
00:15h
Es faellt mir schwer, ein Gefuehl fuer die Stadt zu bekommen: fuer ihre Ausmasse; dafuer, wie die Dinge zusammenhaengen. Natuerlich ruehrt es auch daher, dass sie, sobald man sich von ihrem Kern entfernt, fuer Autos gemacht ist, nicht fuer Fahrraeder. Gestern bin ich nach Norden geradelt, zur Highland Mall, dann weiter, bis etwa zur 68. Strasse. Sehr weit ist das immer noch nicht, aber nie begegnet man einem Fussgaenger, keinem jedenfalls, der nicht gerade zu seinem Auto unterwegs waere. Und unversehens stoesst man auf grosse Strassen, die man nicht queren kann; daneben dann einer dieser grossen Parkplaetze mit Anschluss an aus dem Boden gestampfte Geschaefte. Immer der Eindruck, die Parkplaetze seien zuerst dagewesen. Nachmittags am Wochentag sind sie leer, ich komme mir mit dem Rad vor wie auf einer weiten Eisflaeche, die mir nicht sagt, wo hier links und rechts, vor allem, wo mein Weg ist. Mein Weg ist hier gar nicht. Es sind Autowege - und dann findet sich vor dem einen oder anderen Laden doch wieder die Moeglichkeit, das Fahrrad anzuschliessen. Einsam steht es dann da und ich betrete den grossen, kaum besuchten Laden. In New York, nur zum Beispiel, gibt es spanische Viertel mit spanischen Geschaeften, chinesische Viertel mit chinesischen Geschaeften. Hier aber treffe ich auf Hoehe ungefaehr der 68. Strasse auf zwei ziemlich grosse Supermaerkte, fast nebeneinander, mit asiatischen, vor allem koreanischen Waren. Ich verstehe das nicht. Niemand wohnt hier, auch keine Koreaner. Sie fahren mit dem Auto von da, wo sie wohnen, hierher. Es kann eine halbe Stunde dauern, nehme ich an. Und sie essen auch da, denn gleich nebenan sind unscheinbare koreanische Restaurants, Kantinen eher, ein ppar verstreute Koreaner sitzen an Tischen und essen mit Staebchen. In einem der Supermaerkte leihen sie dann eine der vielen hundert Videokassetten aus, die es hier zu leihen gibt, mit koreanischen Filmen. Ich flaniere an dieser Wand entlang und kann natuerlich nichts lesen. Das ist nicht fuer mich. In den Kuehlregalen stehen einen halben Meter hohe Schraubglaeser mit Kimchi. Ich verlasse den Laden und habe nichts gekauft. Draussen scheint die Sonne auf den fast voellig menschenleeren Parkplatz. Mit dem Fahrrad radle ich zurueck zum Apartment in der 32. Strasse. ... Link Montag, 27. Februar 2006
austin dies und das
knoerer
23:53h
Vorgestern war Austin bei Spiegel Online Nachrichtenthema. Im Studentenwohnheim wurde ein weisses Pulver gefunden, das man fuer das Gift Rizin hielt, warum auch immer. War es aber nicht, wie der Daily Texan heute berichtet, die von Studenten produzierte Tageszeitung. War nur weisses Pulver. Vor ein paar Tagen habe ich was ueber Bumper Sticker geschrieben, heute ein Bericht im Daily Texan, ueber eine kleine Bumper-Sticker-Firma, die in Austin beheimatet ist, bumperactive. Vorgestern war hier an UT der Highschool German Contest. 700 junge Texaner, die deutsch lernen, traten unter Aufsicht des hiesigen German Department an, um zu zeigen, wie gut sie deutsch koennen. Bzw. wie gut sie backen koennen, denn einen Lebkuchenhaus-Backwettbewerb gab es auch. Vor dem Gebaeude, in dem der Contest stattfand, sah man junge Texanerinnen in Dirndln rumlaufen oder mit T-Shirts, auf denen Hightower German Club 2006 stand. Ich habe auch junge Maenner mit "Rettet die Ampelmaennchen"-T-Shirts gesehen. Gestern haben wir, weit im Sueden der Stadt, eine Inszenierung der Austin Shakespeare Organisation besucht. Nicht Shakespeare, aber doch hoechst Englisch, naemlich Sheridans "The Rivals" (das ist das Stueck mit Madame Malaprop, die immerzu die falschen Woerter verwendet; am grossartigsten: You are headstrong as an allegory on the banks of the Nile). Es sassen drei Handvoll Texaner herum, viele mit Hoergeraeten, und lachten manchmal. Draussen war wundervolles Wetter. Sonne, aber nicht sehr heiss. ... Link
east austin/primaries
knoerer
14:51h
Austin zerfällt in zwei Teile. Austin und East Austin. Austin ist West Austin und der Süden. Das liegt daran, dass in East Austin die Hispanics und die Schwarzen leben. Der eine Teil ist vom anderen durch den I-35, den autobahnartig mitten durch die Stadt rauschenden Interstate getrennt. Als Fußgänger und Radfahrer kann man ihn nur an wenigen Stellen queren. (Aber die Fußgänger- und an dieser Stelle auch die Radfahrerperspektive sind, um das mindeste zu sagen, ungewöhnlich.) Vor elf Jahren hat man mir noch gesagt, ich solle besser nicht nach East Austin gehen. Heute sieht man dort aber Schilder, auf denen steht "Stop gentrifying East Austin". Dennoch ist der Unterschied noch gewaltig. Im Westen dominieren Weiße, sei es Cowboys oder studentische Slacker, das Stadtbild. Im Osten sieht man sie kaum. Frappierend ist es, im riesigen Fiesta-Supermarkt einzukaufen, der direkt am I-35 liegt, nur auf der Ostseite. Er hat 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche geöffnet. Vor dem Eingang kleine Läden, Buden eher, mit bunter, billiger Kleidung. Drinnen ist die Umgangssprache Spanisch, alle Schilder sind zweisprachig. Es kaufen schätzungsweise 80 Prozent Hispanics dort ein, 10 Prozent Schwarze, 10 Prozent Weiße. Im "Central Market", keinen Kilometer von hier entfernt, sieht man fast ausschließlich Weiße. Dort ist alles exquisit, erlesen und ökologisch, hier locken eher Frische und Fülle und Menge. Es gibt ein ganzes Regal mit bunten Votivkerzen mit Maria und Jesus drauf:
Am Eingang haben sich vier sehr alte Damen postiert, das Schild "Vote aqui" weist darauf hin, dass man hier für Early Primaries seine Stimme abgkeben kann. Dieses Jahr ist großes Wahljahr, derzeit findet die Wahl der jeweiligen Partei-Kandidaten statt. Auch der Gouverneur wird gewählt, es ist sogar in Deutschland berichtet worden, dass der nonkonforme jüdische Country-Musiker und Krimi-Autor Kinky Friedman als unabhängiger Kandidat antreten will. Er braucht erst einmal 45.000 Unterschriften, um überhaupt in den Wahlgang zu kommen. Er ist voller Zuversicht und liegt in den Umfragen derzeit bei ca. 10 Prozent. Zu dem Zeitpunkt lag der Ringer Jesse Ventura bei seiner Kandidatur schlechter, sagt sein Wahlkampfmanager. Er war auch der Wahlkampfmanager von Jesse Ventura. Dazu aber demnächst bestimmt noch mehr. ... Link Freitag, 24. Februar 2006
vorgärten und bumper stickers
knoerer
20:22h
Präferierte Orte für gesellschaftliches Engagement im öffentlichen Raum sind Vorgärten und Autos. Man sieht überall Autoaufkleber, die Meinungen und Haltungen kundtun, das ist wie bei uns in den Achtzigern. Und die Vorgärten, mit Flaggen und Tafeln und Schildern. Hier nur zwei Beispiele, beide aus der unmittelbaren Nachbarschaft:
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by knoerer (17.02.09, 19:11)
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who lavished such gifts on this faithful artist now takes...
by knoerer (05.02.09, 07:39)
gottesprogramm "und der Zauber seiner
eleganten Sprache, die noch die vulgärsten Einzelheiten leiblicher Existenz mit...
by knoerer (28.01.09, 11:57)
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