Freitag, 28. Januar 2005
Hire a Blogger

“To be honest, I’m doing this to raise the profile of blogging, plain and simple.”

Blogger, für 3350 Dollar weggegangen.

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Samstag, 15. Januar 2005
ich, hier, nebel

Ich, hier. Uni Konstanz, CIP-Pool, um 16 Uhr wird die Tür abgeschlossen, steht an der Tür, zu diesem Trakt, in dem ich mich befinde wie die Maus in der Falle. Maus mit Mausanschluss. Vorstellung, hier eingesperrt zu sein, ab 16 Uhr, übers Wochenende, in Konstanz, im Trakt. Mit Weltzugang. 24 h Bibliothek, draußen, im anderen Trakt. Ein Fenster zu einem überwucherten Innenhof. Ob ich da rauskäme? Dschungelabenteuer oberhalb der Insel Mainau, die im Nebel verschwindet, aber nur, wenn er sehr dicht ist. Die Dichte des Nebels in Konstanz ist von großer Unterschiedlichkeit. Wenn er sehr dicht ist, sieht man rechts den See und links den Rhein nicht bei der Fahrt über die Brücke, die nach Petershausen führt. Vorhin, als ich über die Brücke fuhr, war alles klar, Ruderer auf dem Rhein. Links übrigens, ich sage es nur, weil es so erstaunlich ist für einen, der es noch nicht kennt, der Rhein, und rechts der See, die hier ineinander gehen. Der Fluß fließt aus dem See in den Fluß, der er ist. Man sieht es nicht immer, manchmal, vielmehr sehr oft, jetzt jedenfalls, im Winter, der Nebel. Frage mich, ob der Nebel überhaupt etwas ist, im Sinne von "etwas". Oder nicht vielmehr nur etwas, das alles ins Diffuse zermatscht. Ein Medium vielleicht. Man sieht nicht den Nebel, sondern der Nebel macht, dass man nicht sieht. Bin nicht sicher, ob das haltbare Unterscheidungen sind. Der Nebel, der sich auf den Verstand legt, man blickt sich um und nichts als Matsch, diffus, um mich herum. Das, denke ich, ist der Nebel. Eindrucksvoll ist der Nebel, wenn er sich verzieht. Dann ist er ein Vorhang über der Landschaft, der sich hebt. Die Anblicke, die sich, nach dem Nebel, bieten, führen dazu, dass die Mensa der Universität in jedem Jahr die Unicum-Umfrage gewinnt, aber nur in der Kategorie Atmosphäre. Das Essen ist eher diffus, im Bio-Wok ein Matsch, der zu einem Matsch im Magen führt wie der Nebel zum Matsch im Hirn. Die Maus in der Falle, ich glaube, ich muss jetzt hier raus.

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Montag, 10. Januar 2005
fritz j. raddatz: unruhestifter

Dass, wer ehrlich über sich schreibt und das, was ihm begegnet und wie es ihm begegnet, als Beschreiber dieser Selbst- und Weltverhältnisse nicht durchweg Gutes zu berichten hat, über sich und die Welt, sollte nicht verwundern. Erst will man nicht verstehen, dass Raddatz sich unentwegt verfolgt, gekränkt und ausgegrenzt fühlt im Angesicht einer Karriere, die ihresgleichen in der deutschen Nachkriegsgeschichte nicht hat. Dann aber wird klar, dass diese Autobiografie die Geschichte eines kolossalen Liebesanspruchs erzählt: Raddatz möchte geliebt werden mit Haut und Haar, als der, der er ist, mit allen Macken und Stärken, und zwar von der ganzen Welt, die ob dieser Maßlosigkeit wahlweise mit Erstaunen und Verachtung, mit Empörung und Bewundern, kaum aber mit Anerkennung oder gar Liebe reagiert. So sind es einerseits die Maßlosen, in denen Raddatz sich wiedererkennt, in Ledig-Rowohlts weltverschlingendem Charakter, in Hans Mayers bodenloser Eitelkeit, in der namenlos bleibenden „Mondänen“, die das Leben verfehlt im panischen Bemühen, es nicht zu verfehlen. Zugleich, und ebenso maßlos, bleibt Raddatz aber ein Moralist, der im Grunde seines Herzens nichts anderes als den Sozialismus für eine halbwegs menschengerechte Einrichtung der Welt und der Gesellschaft hält. Und darin unterscheidet er sich von denen, die sich alle Selbsterkenntnis haben abkaufen lassen, oder genauer: sie sich selbst abgekauft haben, zuletzt doch um etwas mehr als ein Weniges. Kein Wunder, dass Augstein ihm als Dämon des Kleinlichen erscheint: Er ist ein Raddatz inversus, das, was Raddatz wäre, wenn er nicht Raddatz wäre. Bedenkenlos, Sklave der Macht, die er hat und die er, um die eigene Versklavung zu verdecken, im Privatjetflug durch deutsche Lande, in der Kujonierung der sich ihm Nahenden, ohne Unterlass präsentieren und demonstrieren muss.

Zugleich kann Raddatz nicht anders, als Teil all dessen sein zu wollen. Er spielt seine Rolle auf schmalem Grat, als einer, der im Mitmachen die Mitmachenden verachtet. Und doch liegt darin ein Unterschied ums Ganze, denn ihm wird noch kalt, wo Kälte ist und heiß, wo Hitze ist. Es gibt kein wahres Leben im Falschen, für kaum einen, scheint es, passt das Klischee wie für Raddatz, denn er lebt das falsche Leben in vollen Zügen und wird doch nicht froh, weil er ums Falsche weiß und nie lernt, dieses Wissen zu verdrängen oder auch nur zu verleugnen. Es zerreißt ihn und weil alle anderen Macht üben, um diesen strukturellen Riss zu verleugnen und in diesem Verleugnen ihn tatsächlich zur eigenen Lebenslüge kitten, er aber genau das nicht tut, das Üben der Macht durch Ausstellen der eigenen Verletztheit ersetzt, verachten sie ihn als Mimose, als allzu leicht Gekränkten. Seine Gekränktheit aber ist nichts als das Seismogramm der verallgemeinerten Rücksichtslosigkeit.

Darum kann er sich selbst nicht recht fassen, den Kaviar und die Austern verschlingend, die ihm gereicht werden – und die Austern wieder auskotzend, als man ihm den Chefposten im ZEIT-Feuilleton anbietet, den er nimmt. Raddatz kotzt und akzeptiert, er akzeptiert und kotzt, und zwar zu gleicher Zeit, schlagender lässt sich sein Leben nicht zusammenfassen. Er schüttelt der Milliardärin Getty die Hand, er erkennt die ihm zugedachte Rolle des Hofnarren in der demi monde der Superreichen – und akzeptiert sie, die Distanz wahrend und markierend. Er spaziert nackt mit Augstein am Sylter Strand – und konterkariert in der Erinnerung diese Demonstration nackter Macht durch den Verweis auf die Schwänze, die da baumeln, verstohlen gemustert von denen, die da König spielen.

Raddatz, und wie sehr spricht das für ihn, kann nicht nur niemals restlos Teil des verkommenen Ganzen werden, das der Kultur- und Weltbetrieb ist, er muss zudem in den Rollen, die er ruhm- und wirkbegierig spielt, seine Unzugehörigkeit immer mitmarkieren. Er hält die Augen offen und seinen Sinn fürs Moralische. Und er tut Dinge, die sich nicht gehören. Und er tut sie nicht nur deshalb, weil sie sich nicht gehören. Er kämpft für seine Überzeugungen, im Rahmen des beim gleichzeitigen Mitmachen Möglichen. Er verwechselt das wohl gelegentlich mit Radikalität und schon das sagt eigentlich alles über die Verhältnisse, in denen er als Radikaler erscheinen kann. Raddatz sprengt manchmal den Rahmen des Möglichen, aber immer nur so, dass es den Begriff, den die Spießer, mit denen er es zu tun hat, sich von der Abweichung machen, nicht übersteigt. Er fällt von einem extra für ihn gemachten Bett ins nächste und spürt doch, dass man ihn seiner Brillanz wegen duldet, nie liebt. Dennoch versteht es sich von selbst, dass ihm ausgerechnet die Mitmacher und Arschlöcher des Betriebs nun, bloßgestellt von einem, der allerlei zu verbergen hätte, aber nicht verbirgt, Indezenz vorwerfen, also den Verzicht auf die Sekundärtugend der Diskretion, die nichts ist als justament das, was die Verkommenheit zusammenhält.

Am Ende seines Lebens sagt und schreibt Raddatz, was er denkt und empfindet. Er rächt sich an der Welt, die ihm eine sagenhafte Karriere verschafft hat, ohne ihn lieben zu können und zu wollen. Der Blick der Rache aber ist ein klarer Blick. Es ist der Blick eines enttäuschten Liebenden. Im Nachkriegs-Kulturbetriebsreich der Riesenzwerge war und ist er ein Riese und das weiß er und sagt er. Wo den Abgründen verlogener Selbstgerechtigkeit die Spur von Abgründigkeit noch fehlt, wie im Fall der Gräfin Dönhoff, da stellt er das schlicht fest. Als die lächerliche und unter großem Gefuchtel Korinthen kackende Gestalt (unglücklicherweise mit Macht), die er war, wird Helmut Schmidt kenntlich. Die ZEIT, für die Raddatz Jahrzehnte gearbeitet hat, porträtiert er als bundesrepublikanischen Markt (aber noch nicht einmal: Jahrmarkt) des Kulturspießertums und hanseatisch gebremst schäumender Eitelkeiten. Natürlich muss auch da Raddatz wieder mitmachen und natürlich will er von Bucerius noch geliebt werden, der doch im wesentlichen das verkörpert, was Raddatz verabscheut. Wie sehr Ambivalenz und der gelebte Kompromiss großes Melodrama sein können, fernab von aller Fadheit, auch das lässt sich hier lernen.

Und natürlich ist Raddatz nicht nur ein enttäuschter, sondern auch ein großer Liebender, einer, der als Liebender die Erfüllungen und die Enttäuschungen zur Neige kostet. Gerade weil er ihre Makellosigkeit nicht behauptet, lässt er Ledig-Rowohlt und Mary Tucholsky, seine Schwester und die Freundin Ruth, im Blick seiner Liebe als unvergessliche, ja große Gestalten erscheinen. Gerade in seinen Übertreibungen ist Raddatz ehrlich, wird die Mitwelt zur Kenntlichkeit entstellt. Das Ich, das sich hier vorstellt, ist nicht edel, aber schonungslos. Raddatz stellt seine Verletztheiten aus, gewiss nicht ohne Selbstmitleid. Aber noch etwas lehrt einen diese Autobiografie: Wie im grandiosen Selbstmitleid mehr weltzugewandte Größe stecken kann als in einer Noblesse, die im Grunde zu nichts verpflichtet, in einem Taktgefühl, das über Gerechtes wie Ungerechtes gelangweilt schweigt. Und noch etwas: Das Ich, das da schreibt, das kann man vielleicht nicht bewundern, aber hassen oder lieben wohl, in seiner ganzen Ambivalenz. Darum ist das eine Liebeserklärung, an ein Leben, an ein Ich.

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Sonntag, 2. Januar 2005
fedora, gelupft

Seit Tagen furlt Parka Lewis Links zum Thema Fedora. Schön, dachte ich, er interessiert sich für diese Hüte. Solche Hüte, wie Sie einen sehen, hier oben. Hat mir sofort eingeleuchtet. Passt zu Parka Lewis, habe ich mir gedacht. Heute zum ersten Mal auf einen dieser Links geklickt und ein wenig enttäuscht gewesen. Hat irgendwas mit Linux zu tun. Macht aber nichts, ich werde in Zukunft Parka Lewis vor meinem geistigen Auge immer mit einem Fedora-Hut auf dem Kopf sehen.

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Donnerstag, 30. Dezember 2004
spannende erfahrung

Alter Medienprofi-Schlawiner, der Herr Becker. Was man so sagt, wenn einem gerade die Talkshow unter dem Arsch weg eingestellt wurde: "Ich freue mich auf die intensivere Einbindung in das Programm des DSF. Nach der spannenden Erfahrung mit einem Talk-Format im Studio, werden wir nun auch meine Präsenz in den anderen DSF-Formaten erhöhen." [q]

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ahh

Jetzt auf DVD: "Tropical Malady" von Apichatpong Weerasethakul, nach allem, was ich aus zweiter Hand weiß (Kritik von Michael Baute), der aufregendste Film des vergehenden Jahres. Keine Ahnung, ob er in Deutschland je regulär ins Kino kommt, eher nicht. Für den Vorgänger "Blissfully Yours" jedenfalls musste man schon nach Frankreich fahren. Die DVD gibt's bei Adrena für 20 Euro, direkt aus Thailand bei Ethai für 10 Dollar 50 incl. Versand.

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Mittwoch, 29. Dezember 2004
jet li lebt (60.000 bzw. 65.000 bzw. 80.000 - 1)

(Comprehensive report) travels in the Maldives actually meets with the tsunami attack, Li Lianjie with the Hong Kong manager telephone relation, the husbands and wives two people with has at present accompanied to determine the all is well to Mr. and Mrs. Hua Qiang. After thrillingly meets the tsunami macroseism, Li Lianjie a pedestrian has prepared building machine to leave the Maldives.

Meldet Aint-it-cool.

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