Dienstag, 24. August 2004
geld liegt auf der straße

Gestern lag an der Ecke vor dem ehemaligen Staatsratsgebäude und schräg rüber vom Palast der Republik ein 5-Euro-Schein auf der Straße. Stehengeblieben. Abgestiegen. Aufgehoben. Eingesteckt. Mich extra nicht umgeschaut wie einer, der sich verdächtig machen will. Weitergefahren. Gefreut.

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orte, unvergessen

Drunter und Drüber und im Nebenraum die Ramschkisten; Strenesse-Outlet-Center in Nördlingen.

[kam nur drauf wg. malorama. Krankgelacht übrigens beim Untergangstrailer: Steht ein bucklicht Männlein da, knarzt und ist Hitler.]

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Montag, 23. August 2004
schriftsprache

Sprache war da, lange bevor es Schrift gab, und lange bevor ein Kind schreiben kann, kann es sprechen. Wenn dann geschrieben wird, braucht es Konventionen, damit Lesende und Schreibende einander verstehen. Wenn der Lesende Geschriebenes liest, dann bringt er es innerlich wieder zum Klingen. Er verflüssigt es gewissermassen und versucht das zu verstehen, was der andere gesagt hätte, wenn er sprechen würde. [Rechtschreibreformer Sitta]

A mon âge, je suis prêt aux hypothèses les plus contradictoires à ce sujet : j'ai simultanément, je vous prie de me croire, le double sentiment que, d'un côté, pour le dire en souriant et immodestement, on n'a pas commencé à me lire, que s'il y a, certes, beaucoup de très bons lecteurs (quelques dizaines au monde, peut-être), au fond, c'est plus tard que tout cela a une chance d'apparaître ; mais aussi bien que, d'un autre côté, quinze jours ou un mois après ma mort, il ne restera plus rien. Sauf ce qui est gardé par le dépôt légal en bibliothèque. Je vous le jure, je crois sincèrement et simultanément à ces deux hypothèses. [Jacques Derrida]

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aussichten

Freundin, frisch promoviert, hat sich alle Vietnam-Reiseführer aus der AGB ausgeliehen. Diese DAAD-Stelle da. Den Lehrauftrag im Osten abgelehnt, einen Tag bei der Arbeitslosenhilfe abmelden, sechs Stunden Zug fahren, Seminar geben, wieder zurück nach Berlin, Stundenlohn schätzungsweise zwei Euro, mit Vorbereitung und allem. Theater-Hospitanz hat sie wütend abgebrochen, der einzige Satz, den der Regisseur an sie richtete, im Ernst jetzt: "Ist noch Kaffee da?" Bewerbung um Frauen-Senats-Stipendium, Gender-Zeug ist Pflicht, eigentlich hat sie darauf keine Lust mehr. Immerhin ein Werkauftrag in Aussicht: Sie hat keine Ahnung davon, sagt sie, aber wenn sie schon mal gefragt wird.

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Bruno Ganz ist Adolf Hitler.

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Sonntag, 22. August 2004
livingRooms

Da schnüren wir uns also Plastikbändchen ums Handgelenk, rote, blaue, grüne als wär’s ein Musikfestival und wir kämen nicht mehr rein ohne sie. Dabei kommen wir hier nicht mehr raus. Der rote Wohntyp: Flokati, der blaue: Stahlrohr. Ja weder noch, denke ich mir und nehme das rote. Wir sitzen im Wohnzimmer der Gastgeber: Theaterwissenschaftler, Journalisten, Freunde, dreißig Leute bestimmt, die Wohnung ist groß, aber Platz ist keiner. Dieser Abend wurde bei ebay ersteigert, zuhausetheater, livingrooms, die eigene Wohnung als Bühne. Mitten unter uns steht die Wohnungsberaterin Elli Kölmel und lässt ihren Assistenten die Bändchen verteilen, die später dafür sorgen, zweimal jedenfalls, dass nicht alle dasselbe erleben. Dann aber der rasche Schnitt, Elli geht, verlässt die Wohnung, kehrt wieder und ist nun, neue Szene, bei sich zu Hause.

Im Handumdrehn hat die Fiktion die eigene Wohnung in die fremde verwandelt. Elli als Nervenbündel, das Post-Its an sich selber schreibt: Musik aus, Musik wirklich aus. Die Geschichte kommt in Gang, als ein junger Mann auftaucht, Mücke von der GEZ. Er dringt in die fremde Wohnung ein, die unserer Gastgeber, die im Nu in die Elli Kölmels verwandelt ist. Dann, klapp, geht die Tür und wir sind auf dem Boulevard, was man daran sieht, dass immerzu die Türen gehen werden, hinter denen er sich versteckt oder sie verschwindet, um die Szene für ihn zu öffnen. Jetzt aber schließt sie erst mal zu, er ist gefangen. Wir sind auch gefangen mit den beiden und den Windungen, Wendungen, die die Fiktion nimmt, ins Langweilige und Outrierte und Gelungene. Der rote Faden ist die langsame, mal pathologisch, mal romantisch überzogene Annäherung der beiden. Über Post-Its.

Leider traut sich die Performance-Gruppe nicht, dabei zu bleiben. Aufgepeppt wird der Wohnungszweier durch Intermezzi mit Dritten, einem Pizza-Boten etwa (für die rote Gruppe, während für die blaue irgendwas mit Lärm stattfindet, hinter einer Tür), zwei Streicher, die Musik machen (für die rote Gruppe, während ... keine Ahnung, wie es der blauen ergeht). Schön ist der Umgang mit dem Publikum, das wahrgenommen wird, aber nicht einbezogen, mal als Komplize: verraten Sie mich nicht, mal als Rätsel: Wer sind Sie eigentlich? Was aus der Improvisation geboren scheint, macht Spaß. Brötchensex, ein Rasierertanz, Putzattacke. Reflexionsversuche senken das Niveau, wie es so oft passiert, wo sie ungelenk geraten. Schöner wäre es gewesen, die Macher hätten dieser Wohnungsgeschichte vertraut, dem Türenschlagen, der Albernheit, der Wohnungserkundung durch spielerisches Einander-Annähern und –Ausweichen der beiden.

Danach Büffett, Interviews mit den Zuschauern, rbb, Berlin 91,4, Deutschlandradio, von Enthusiasmus keine Spur. Am Wohnzimmertisch Gäste, Gastgeber, Darsteller, während das Fernsehen einpackt, die Post-Its entfernt werden. Die Wohnung, die Bühne war, ist wieder sie selbst.

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Donnerstag, 19. August 2004
zuhausetheater

Klingt das nicht interessant? Und das beste: Freunde haben den ersten Abend ersteigert und wir sind dabei. Bericht folgt.

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