Mittwoch, 18. August 2004
genuine ausdrucksformen des kapitalismus II

Stellenstreichung

Die Haelfte der Professorenstellen in den Geisteswissenschaften an der Hamburger Universitaet ist von der Streichung bedroht. Das
ist das Ergebnis einer von Hamburgs Wissenschaftssenator Joerg Draeger in Auftrag gegebenen Studie, die der ZEIT vorliegt. Das Hochschul-Informations- System (HIS) berechnet darin den Bedarf an Personal und Flaechen, die notwendig sind, um den Beschluss des Hamburger Senats zur Reform der Hamburger Hochschulen umzusetzen. Danach wuerden die Professorenstellen in den Geistes-, Kultur-und
Sprachwissenschaften in der nach Muenchen personell zweitgroessten deutschen Universitaet halbiert. Die Studentenzahlen in den betroffenen Faechern wuerden um insgesamt fast 60 Prozent sinken. Interne Stellungnahmen der Universitaet
Hamburg sprechen von einem "nicht wieder gut zu machenden Schaden" fuer die Hochschule.

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genuine ausdrucksformen des kapitalismus I

Witwenschütteln

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Dienstag, 17. August 2004
wand, berlin

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balthasar

Unser Kater stirbt. Anders gesagt: Noch lebt er. Gestern die erste Frage der Tierärztin, die dick ist und bestimmt schon siebzig und Dinge sagt wie: "Geben Sie mir das Geld lieber nicht bar, sonst gehe ich damit auf Juchtelfuchtel", ihre erste Frage: "Sind Sie gekommen, um ihn einschläfern zu lassen?" Wir wissen es nicht, aber wir haben darüber gesprochen. Wir erzählen, dass er den ganzen Tag in der Ecke liegt, dass er kaum noch frisst. Er weckt uns nur noch selten mitten in der Nacht. Wir müssen ihn nur noch selten mit Wasser begießen, damit er beleidigt Ruhe gibt. Seine Nierenwerte sind katastrophal. Als wir ihn vor zwei Jahren übernahmen, als Lebensabendgestalter sozusagen, hatte er noch drei Reißzähne. Einer ist einfach so ausgefallen. Den zweiten hat die Ärztin gezogen, vor ein paar Wochen, weil da eine Entzündung war. Jetzt hat er nur noch einen Reißzahn, links oben. Ein Reißzahn-Countdown. "Sagen wir so: Er hat nur das eine Leben", sagt die Tierärztin und wir sind sehr froh, beide, als wir merken, dass sie meint, wir sollten ihn noch einmal mitnehmen. Er bekommt eine Wasserinfusion unter die Haut, hat davon eine dicke Beule an der linken Seite. Erst einmal geht es ihm besser. Er frisst ein halbes Schnitzel, er beschwert sich. Noch lebt er.

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arbeiter des meeres

Wenn ich in letzter Zeit eine großartige Rezension in den deutschen Feuilletons gelesen habe, dann diese, heute, zu Victor Hugos "Arbeiter des Meeres" von Katrin Bettina Müller, die sonst auch sehr schön über Tanz zum Beispiel schreibt.

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Montag, 16. August 2004
agent mulder

Der Zürcherin blieb mit Agent Mulder in der Dressur, die am ersten Tag 37 der 75 Teilnehmer absolviert haben, nur der 27. Zwischenrang.
Die Aussichten auf eine ansprechende Platzierung in ihrer schwächsten Disziplin waren für die kleingewachsene Postangestellte schon nach den ersten Sekunden im Sandviereck dahin.

Sportberichterstattung wie ich sie liebe. Agent Mulder nervös. Das Foto der kleingewachsenen Postangestellten: die Melancholie, die schmalen Schultern, das Wissen, dass dabei sein alles ist.

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sonntagsausflug

Die Lesung um 16 Uhr noch dazu, kostet 4 Euro mehr. Und wer liest? Rolf Hochhuth liest. Nein danke, haben wir gesagt und hätten durch die Bäume womöglich schon das Riesenstück Seife auf dem See von Groß Leuten sehen können. Wir sehen es dann im ersten Stock des Schlosses, das dann ein Jugendheim war in der DDR, durch das Sprossenfenster des Raumes, in dem das Seifengestell herumsteht, überlebensgroß, wie ein schief verzogenes Bett im Grunde. Auf dem See auch Boote mit Menschen mit Angeln. Auf einem Boot mit Mensch mit Angel auch ein türkiser Sonnenschirm, der dem See, der Seife, den Booten die Atmosphäre des Lustwandelns beinahe verleiht. Unten auf der Terrasse zum See ein Pult, junge Menschen schrauben am Mikro herum, eine ältere Frau mit sehr sorgfältig zubereiteter, farblich zwischen kastanienbraun und rot changierender Frisur sitzt schon da, eine Stunde zu früh und wartet, denkt man, auf Rolf Hochhuth, der ihr Held ist. Die anderen Bänke sind noch leer. Im nächsten Raum, nach dem Bett für die Seife, im Dunkeln von Cornelia Schleime Kinder, die schlafend wie tot oder tot sind wie schlafend, von deren Gesicht die Farbe im dicken porösen Auftrag blättert. Weiter hinten im Bad gehen Gebäude von Mumbai im milchigen Licht den Abfluss der Badewanne runter, dazu Schussgeräusche und andere. Ein chinesischer Maler, der fotorealistisch malt wie die talentierten Menschen, die man in Fußgängerzonen antrifft, wo sie der Eiteltkeit schmeichelnde Porträts feilbieten, die sie, hast du nicht gesehen, anzufertigen imstande sind, wie an Rudi Carrell zu sehen, der als Ausweis der Kunst herumsteht erkennbar, ein solcher Maler aus China hat Leute aus Groß Leuthen porträtiert, aber zugleich sich porträtieren lassen, wie an den Bildern, die neben den seinen sehr gekonnten hängen zu sehen ist, nicht so erkennbar. Oder dann, in der Summe von vierzig Bildern zwischen Gekrakel, Bemühtem und beinahe Gekonntem, doch fast erkennbar. Ein Bekannter aus Ottawa, Kanada, begleitet uns, er ist wissenschaftlich an der DDR interessiert und in Flint geboren, der Stadt, die durch Michael Moore berühmt ist als Symbol wirtschaftlichen Niedergangs durch die Katastrophe der amerikanischen Autoindustrie. Der Bekannte aus Ottawa, Kanada liebt deutsches Essen und bestellt Wildgulasch im Restaurant mit der Terrasse, die den Blick auf den beinahe sehr großen See von Groß Leuthen nicht nur erlaubt, sondern einem geradezu aufnötigt. Wogegen nichts zu sagen ist. Der Bekannte aus Ottawa, Kanada wird mich später nach der Qualität verschiedener Willy-Brandt-Biografien fragen. Gregor Schöllgen, sage ich, ist ein konservativer Historiker aus Erlangen, wie es überhaupt sehr interessant sei, dass die Konservativen, darunter seine letzte, um nicht zu sagen allerletzte Frau, sich Brandts dann sehr bemächtigt haben, nach seinem Tode schon gar. Es ist das vielleicht eine Form von Rache, wenn man bedenkt, dass ich bei meinem Großvater noch Hetzschriften fand in den Achtziger Jahren, in denen Brandt nur Herbert Frahm hieß und nur unter diesem Namen firmiert, als der vaterlandsverräterische Kommunist, der er war und blieb. Zuvor sind wir in die Prignitzer Eisenbahn gestiegen, in der das Wochenendticket nicht gilt, dessen Fahrer uns rät, doch lieber mit dem Rad nach Lübben zu fahren, die Eisenbahn mit nur einem Waggon, in dem es zwei Uhren gibt, von denen die eine um halb zwei, die andere um viertel vor Fünf stehen geblieben ist und zwar, das ist der unabweisbare Eindruck, für immer. Und der Fahrer, zu dem ein Kartenverkäufer hinzukommt mit weißem Bart und von großer Wichtigkeit, wünscht sich, das ist seiner Miene sehr klar zu entnehmen, weniger nach Lübben zu fahren mit seiner kleinen Bahn als zurück in die DDR. Die Bahn fährt nicht mit Strom und nicht mit Dampf, sondern mit Pflanzenöl und der Kartenverkäufer schiebt auf einer Tabelle sein Lineal wie das erste Mal in seinem Leben an die richtige Stelle bis er herausgefunden hat, was mir der Fahrer gleich sagen konnte, dass wir nämlich zwei Euro zu zahlen haben, die Räder sind umsonst. Der Kartenverkäufer füllt eine Quittung aus, die die Fahrkarte ist und darauf steht der Preis dann noch in D-Mark, wenngleich man sofort versteht, dass der Kartenverkäufer wünscht, es stünde da noch die Mark. Wir haben die Quittung unserem Bekannten aus Ottawa, Kanada geschenkt, der bei einem früheren Deutschland-Besuch einen Georg von einer Brauerei aus Oberfranken kennengelernt hat, die den heiligen Georg im Wappen trägt. Wir sprechen über Brauereien und wie vor allem im Süden Deutschlands immer noch, oder bis vor kurzem jedenfalls, eine jede kleine Stadt, wenn nicht gar jedes Dorf, ihre eigene Brauerei, ihr eigenes Bier hat. In Kanada dagegen gab es bis vor kurzem dem Freihandel offenbar heftig abgeneigte Gesetze, die verboten, dass Biere von einer Provinz in die andere verkauft werden. Bestimmt fünf Störche, wenn nicht mehr, haben wir gesehen auf der Fahrt mit dem Rad durch diesen Sonntag zur Kunst auf dem Land in Groß Leuthen in Brandenburg.

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