Mittwoch, 31. März 2004
kalligraphie

Auf Seite einhundertacht wird von einem chinesischen Kalligraphen berichtet, der den Auftrag hatte, ein langes Gedicht über die Fehlbarkeit der Kalligraphie ins Reine zu übertragen. [...] Wenn er sein ganzes Können ins Spiel brachte, wäre der Kontrast zwischen dem Inhalt und dem Erscheinungsbild des Gedichtes für jedermann unübersehbar gewesen. Damit hätte er den Frevel begangen und die Kunst der Kalligraphie über die der Poesie triumphieren lassen. Wenn er sich aber für eine zittrige Linienführung entschied und absichtlich Fehler einbaute, lief er Gefahr, von seinem Amt als Palastschreiber enthoben zu werden. Den Pinsel in der Hand auf das weiße Blatt Papier starrend, grübelte und grübelte der Kalligraph, bis er die Antwort fand. Er zeichnete die schönsten Ideogramme, die er jemals gemalt hatte, doch bevor er das komplexe Symbol, hinter dem sich das Wort "Kalligraphie" verbarg, vollendet hatte, ließ er die Schrift zunehmend verblassen, als wären dem Schreiber während der Lektüre des Gedichtes Zweifel gekommen, bis er sich schließlich überzeugt von dem Poeten vor ihm verneigte. So hat dieser Kalligraph die Gunst des Kaisers gewonnen.

Pablo De Santis: Voltaires Kalligraph

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phantom edit

Auch eine Art Remake, hatte ich noch nichts von gehört:

But it is not easy to classify the Phantom Editor as simply an editor, for he is also a revisionist filmmaker, a film critic and -- perhaps most of all -- a restoration artist. The Phantom Editor has gone back to a completed artwork and tried to bring out what he saw as the "real" film, buried within Lucas' edit. Aside from the fact that he's subtracting footage rather than adding, the only difference between "The Phantom Edit" and what Lucas did with his rereleased "Special Editions" is permission.

Salon-Artikel

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Dienstag, 30. März 2004
fucked up hero

Eben das erste Mal Lou Reeds "The Raven" gehört (hier ein mp3-Link). Mann, ist das Scheiße, von der ersten Sekunde an.

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remake: suche

Im Rahmen meiner andauernden Remake-Forschung: Kennt noch jemand "identische" Remakes kompletter Alben ausser:

Laibach: Let It Be (Beatles)

und

Camper van Beethoven: Tusk (Fleetwood Mac)

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dieter roth (moma qns, p.s.1)

Dieter Roth hat sich selbst archiviert und sein Tun. Er hat nichts unversucht, er hat nichts ausgelassen. Frühe Filmexperimente, Gedichte – Scheissgedichte – Schokoskulpturen, konstruktivistische Drehscheiben, Schnellzeichnungen, Materialbilder mit Klanginstallationen, Dias – 30000 Dias aller Häuser (aller Häuser!) Reykjaviks – und dann jahrelang sich selbst eingetütet, in Aktenordner, die jetzt ein ganzes Zimmer im P.S. 1 füllen. Hinter Klarsichtfolie: Kronkorken und Einwickelpapier, Tüten, Müll und Klarsichtfolienumschlagfolien. Bilder von sich, darauf läuft es hinaus, als der vergebliche Versuch, sich immer mithineinzustecken, wegzugeben, wegzubilden, ins Werk zu transformieren, das dann eben nicht mehr Werk wäre, sondern der dicke, barocke Roth, der jetzt allgegenwärtig ist in der Werkschau, in der er an allen Ecken und Enden auftaucht. Als Muster im Teppich, auf 131 Bildschirmen, die ihn im letzten Lebensjahr zeigen, in seiner Wohnung, sich waschend, lesend, werkelnd, nichts tuend. Das die Konstellation: er beobachtet, schaffend, sich selbst und schafft so Beobachtung als Werk. Der ganze Dreck kommt mit rein, denn 90 Prozent des Lebens sind ja Dreck, Einwickelpapier, Vergänglichkeit und entropische Transformation. Roth sucht der Entropie zu entgehen, indem er sie ausstellt. Bananen, Wurst hinter Glas. Das schaukelt sich hoch zu Gesamtkunstwerken totaler Reinheitsverweigerung, wie die Gartenskulptur, die sich jetzt in zwei Räumen breitmacht und gar nicht zu fassen ist. Abfall und Mobiliar, Technisches und Natürliches, riesengross und in Einweckgläsern (wahrscheinlich) abgefüllte Roth-Pisse. Man kann auf diese Skulptur klettern, an einer Stelle, aber näher kommt man ihr so nicht. Versuche, die Zeit anzuhalten, nicht weil der Augenblick schön ist, sondern um der Vergänglichkeit aus Prinzip ein Schnippchen zu schlagen, indem man ihr das Bedeutungslose, den ganyen Krempel entgegenschleudert, als Ausstellungsstück, das vergeht und vergeht und vergeht. Am Ende dann etwas, das man Prozessbilder nennen könnte: in die Abbildung werden die Werkzeuge der Abbildung mit hineingesteckt, dran- und draufgeschmiert, der Pinsel, die Farben und der Roth als Figur. Mit seinem Tod geht das, könnte man sagen, nun (beinahe) restlos auf. Hier habt ihr ihn nun, ganz und gar, mit Haut und Haar, der ganze vergängliche Dreck als Werk totaler Unreinheit, alles drin, alles dran, unfassbar, über euren Begriff.

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awesome

Zerlegte Musik. TheTeeThe. Deerhoof. Thollem Mcdonas. The Cherry Blossoms. Wow.

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übersetzungsarbeit

Artificial Eye's Werckmeister HarmoniesDVD has the rather unfortunate problem of missing subtitles on the very last few lines of dialogue in the final scene.

We've taken the liberty of recording the last few lines, making an MP3 of it, and having friends translate it (thanks Gàbor and Réka!).

Masters of Cinema

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