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Samstag, 27. März 2004
waldl
knoerer
20:09h
Ich will das nicht verlinken, aber hoch interessant ist es schon. Professor Randall Bytwerk legt im Netz ein grosses Archiv von Nazi- und DDR-Propaganda an (demnächst erscheint auch eine vergleichende Studie aus seiner Feder), alles ins Englische übersetzt; darunter auch manches in jeder Hinsicht schreckliche Beispiel aus der Geschichte des deutschen Comic Strip von einem Herrn mit dem Künstlernamen Waldl. Herr Bytwerk hat übrigens an seinem College den Moses Award für den besten "practical joke" des Jahres ins Leben gerufen. [via bitter cinema] ... Link
Michel Gondry: Eternal Sunshine of the Spotless Mind
knoerer
16:16h
Eternal Sunshine of the Spotless Mind erzählt eine kohärente Geschichte, präzise, kurz, die Geschichte zweier Liebender, die zueinander finden. Joel Barrish, von dem wir nie erfahren, was er arbeitet, spricht, von sich, verliebt sich in eine Frau namens Clementine Kruczynski, die bei Barnes and Noble arbeitet, auf Long Island. Sie begegnen sich, von einem seltsamen Impuls dorthin getrieben, in Montauk, es ist kalt, fast nichts los, er ist schüchtern bis zur Verklemmtheit, sie impulsiv, der Beginn, denkt man, einer wunderbaren Liebe, dann kommt der Vorspann, der die Vorgeschichte trennt von dem, was danach geschah. Es wird niemals wieder so einfach sein, ja es wird auch das, was wir gesehen haben, sich als viel komplizierter erweisen als es schien. Der Anfang ist ein Neuanfang, einzig einer Löschung gedankt, vorgenommen von der Firma Lacuna Inc., die Erinnerungen zu eliminieren vermag. Man bekommt einen Helm auf den Kopf, der Computer lokalisiert Erinnerungsfragmente im Hirn und löscht sie, auf Knopfdruck. Ein etwas langwieriger Prozess, man macht Hausbesuche. Was märchenhaft klingt, ist traumatisch für die Mitwelt. Joel Barrish muss erleben, dass ihn Clementine gelöscht hat, die Freunde bekommen Zettel, in denen sie gebeten werden, die künstlich vergessene Person nicht mehr zu erwähnen. Joel schreitet zur Gegenlöschung Was so vorgeschlagen wird, ist eine technisch saubere Lösung für den Kummer der Liebe, aber, a fortiori, des Erinnerns. Wovon die Grundidee des Films träumt, ist eine schöne neue Welt der Identitätsmanipulation (natürlich ist es ein Alptraum). Ob einer derselbe sein kann, wenn er nicht mehr weiß, wie ihm geschehen ist, obwohl er nach dem, was ihm geschehen ist, nicht mehr derselbe war. Die Reaktionsszenarien, die Eternal Sunshine of the Spotless Mind (das übrigens ist ein Alexander-Pope-Zitat) vorschlägt, verneinen das. Es sind dies unwillkürliches Erinnern, halbbewusster Widerstand gegen Löschung und vor allem: Wiederholungszwang. Diese drei Szenarien werden narrativiert. Im unwillkürlichen Erinnern erkennen sich die Liebenden wieder und wissen nicht wie; das ist also beinahe wie in der Liebe sonst auch. Der halb bewusste Widerstand ergibt den schönsten Teil des Films – Joel Barrish liegt im Bett, sediert, das Löschungsteam (Kirsten Dunst, Elijah Wood und Mark Ruffalo) tanzt auf dem Grab seiner Erinnerungen und agiert dabei seine eigenen Wiederholungszwänge aus. Der Film aber psycholgisiert den Löschungsvorgang in ein surreales Abschiedsdrama. Joel, der jetzt, hilflos, nicht loslassen will, kämpft um Clementine, um seine Erinnerungen an sie. Für diesen Kampf findet Michel Gondry erstaunliche Bilder: sich auflösende Räume, der Angriff des künstlichen Vergessens auf die gemeinsame Zeit als Verfolgungsszenario, Versuche, Clementine in unauslöschlichen Erinnerungen unterzubringen. Strategien der Vergessensvermeidung, einer ars memoriae unter höchstem Zeitdruck. Die Erschließung dieses Raums, in dem rasch alles aufs Komischste durcheinander geht (Komik und Tragik nicht zuletzt) ist die grosse Leistung des Films. Hier erweist sich Gondry, über den üblichen Kaufmanschen Gimmick weit hinaus, als Virtuose des Gebens von Bildern, die widersprüchliches Erleben auf den Punkt bringen. Die rasante Folge der gefundenen Bilder ist in ihrem von einem Moment auf den anderen überzeugenden Durcheinander ein Strom des Unbewussten, der seinesgleichen sucht. Nur konsequent ist die Vermischung von Infantilem und Begehren, das Ganze somit auch eine Paraphrase auf das infantile Moment allen Begehrens: der Wunsch, es möge perfekt sein, unzerstörbar, der Wunsch, der schöne Augenblick möge nicht vergehen. Nichts ist perfekt, alles vergeht, dazu bedarf es keiner künstlichen Löschungen. Dies die nüchterne Botschaft des Films, die er in bitteren Szenen einer Liebe zwischen die verzweifelten Wunschszenarien mischt. Aber auch, dies die romantische Botschaft, die künstliche Löschung ist nicht perfekt. An die Stelle des Vollkommenen tritt der Wiederholungszwang, eine Sache unserer Neurosen, nicht unserer Vollkommenheit. Als romantische Komödie, die zu sein der auf Messers Schneide tanzende Film sich zuletzt entscheidet, geht Eternal Sunshine of the Spotless Mind gut aus, wie man so sagt. Er ist, mit Stanley Cavell gesprochen, eine Komödie der Wiederverheiratung, wenngleich die verdrehteste ihrer Art. Die neurotische Regung, die Begehren heisst, lernen wir, ist keine eindeutige Sache. Der Vorschlag zur Güte, das Gegenteil einer technischen Löschung: Schwamm drüber, der Erinnerung zum Trotz. ... Link
wurst literatur walser
knoerer
05:35h
Fuer Marcus Hammerschmitt
Dieter Roth: Literaturwurst (Martin Walser, Halbzeit) ... Link
playlist (kinda slow)
knoerer
03:36h
Daedelus: Girls (Nstrmntl)und A Mashnote Lemongrass: A Journey to a Star Harold Budd: And Then I Alone Am Alone und Breathless...I Aarktica: The Ice (Feels Three Feet Thick Between Us) Jad Fair and Daniel Johnston: Undying Love Cinematic Orchestra: All That You Give Tone Language: Field Piano Form ... Link Freitag, 26. März 2004
chandler spade seesslen
knoerer
17:20h
Manchmal schreibt Seesslen ueber Dinge, von denen er wenig Ahnung hat und kann auch da von der Attituede nicht lassen, er haette alles von Grund auf durchschaut. Er hat offenbar eine handvoll Klassiker gelesen und schon erklaert er den ganzen Kriminalroman. Dass es nur buergerliche Kriminalromane gibt, halte ich fuer kompletten Bloedsinn, aber natuerlich passt es Seesslen, der, als Zeichenfanatiker, was er sieht und liest mit Vorliebe ins Gesellschaftliche aufrundet, in den Kram. Ueberhaupt ist das seine grosse Schwaeche und Staerke zugleich: ein Aufrundungszwang, der etwas nur als zugleich etwas anderes verstehen kann. Sam Spade, das nur nebenbei, ist ein Hammett-Detektiv. [via alligatorpapiere] ... Link
zeitanfall
knoerer
16:01h
Einen Ort sehen, den man zehn Jahre nicht gesehen hat. Aber getraeumt davon, immer wieder. Und manchmal bin ich, wenn ich nicht einschlafen konnte, meinen Weg zur Uni im Geiste abgelaufen. Gelegentlich dann eingeschlafen. Zuletzt habe ich ihn nicht mehr gefunden, meinen Weg zur Uni. Alles hatte sich veraendert, im Traum und ich konnte mich nicht mehr erinnern, wie es wirklich aussah. Nach zehn Jahren jetzt wieder da. Ein Zeitanfall. Ich war sehr gluecklich in Austin, vor zehn Jahren, die meiste Zeit und noch das Unglueck, das es auch gab, war ziemlich gross. Die Fotos, die ich jetzt gemacht habe: Erinnerungsfotos, also leer. Auesserste Privatheit, niemand ausser mir sieht etwas darauf. Niemandsland, meine Vergangenheit. Ich erinnere mich: Hier, an dieser Stelle, an einem heissen Tag im Spaetsommer 1994, sind mir die ersten Zeilen eines Gedichts eingefallen (ja, ich war jung und brauchte die Poesie): Ich hab heut meinen ersten Tag, sprach Gott, und schuf ganz unaussprechlich schoene Dinge. Die sind mir hier eingefallen, ist mir hier wieder eingefallen. Wege, die ich dann doch wie blind gefunden habe. Zehn Jahre wie nichts, anderes nicht wiedererkannt. Es kam aber noch schlimmer, denn es war SXSW und tausend Bands in der Stadt. Donnerstag in La Zona Rosa, in der Naehe des Colorado River (der nicht der Colorado River ist): Rachael Yamagata, die heult und singt und an ihrem Klavichord die falschen Knoepfe drueckt und darueber scherzt, verdammt ergreifend. Liz Phair, routiniert, souveraen und ein bisschen langweilig. Blue October, eine Band aus der Gegend, irgendwo zwischen Queen und New Model Army (und grossartig, live jedenfalls). Maplewood machen Birds-Musik, das mag hier leider keiner. Dann aber Cracker, die ich immer gehasst habe, weil sie die Band waren, die am Tod von Camper van Beethoven schuld waren, so circa 1991, ich erinnere mich gut, weil ich Camper van Beethoven liebte und verehrte. Ja, mein erster Konzertbesuch, so circa 1989, war ein Camper-van-Beethoven-Auftritt (als Vorband Souled American) in Nuernberg. Cracker waren doofer Rock, Camper aber schoen schraeg und experimentell (ich habe sie noch einmal mit Eugene van Chadbourne - den FraFuchs kuerzlich erwaehnte - gehoert). Jetzt aber versteht man sich wieder, ja, Cracker spielen beinahe in Camper-Besetzung und zum den Abend beschliessenden Camper-Set wird nur der Gitarrist ausgetauscht und sie spielen meine Lieblingsplatte, Our Beloved Revolutionary Sweetheart, fast vollstaendig und ich stehe da, in Austin, La Zona Rosa, es ist weit nach Mitternacht und kann es nicht recht fassen. Wahrscheinlich ist das Nostalgie, nichts anderes, ein Zeitanfall, ich trinke Marguerita und Bier, es ist traurig und schoen, S. steht neben mir, troestet mich, es ist zum Heulen schoen. ... Link
boardwalk
knoerer
14:58h
Wir sind Touristen, sagen wir, als wir aus der Staten Island Ferry ausgestiegen sind und nicht wissen, wohin jetzt. Wir sind Touristen, sagen wir einer Frau, was wuerden Sie empfehlen, was sollen wir uns ansehen? Sie schaut uns an, schweigt, denkt nach. A good question, sagt sie und betont das good. Sie schweigt wieder, denkt wieder nach, sagt noch einmal: a good question, betont das good noch mehr. Dann schweigt sie wieder. You want to, like, go shopping? Fragt sie zurueck. Then you go to the Staten Island Mall. Wir verneinen, wir wollen nicht shoppen. Wir wollen sehen, was auf Staten Island zu sehen lohnt. A good question, sagt sie. Dann leuchten ihre Augen. You want to see the Boardwalk. Sie sagt uns die Nummer des Busses, nach fuenfzehn Minuten Fahrt in der Naehe der Kueste, hinter der Verrazano Bridge, verschwindet Manhattan, taucht Brooklyn auf, drueben. Der Fahrer sagt uns, wo wir aussteigen muessen. Der South Beach, kilometerlanger Sandstrand, menschenleer, der Boardwalk, die Strandpromenade, nur gelegentliche Jogger. Die Sonne strahlt, der Atlantik schickt sanfte Wellen ans Ufer. Hier wollten wir hin. ... Link ... Nächste Seite
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morgigen FAZ: Zum Artikel "Hans Imhoff - Meister über die...
by knoerer (17.02.09, 19:11)
live forever The loving God
who lavished such gifts on this faithful artist now takes...
by knoerer (05.02.09, 07:39)
gottesprogramm "und der Zauber seiner
eleganten Sprache, die noch die vulgärsten Einzelheiten leiblicher Existenz mit...
by knoerer (28.01.09, 11:57)
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