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Mittwoch, 24. März 2004
paparazzi return
knoerer
02:24h
Eilmeldung: Vorhin zurueckgekommen, beim Umsteigen in Washington Harald Schmidt gesehen. Nahm den Flug nach New York JFK. Wir La Guardia, selber Bahnsteig, andere Tuer. War er, ganz sicher. ... Link Donnerstag, 18. März 2004
gone south
knoerer
15:56h
Bis Dienstag naechster Woche: Austin. Keine Ahnung wg. Internetzugang. Aber hier schon mal jede Menge Bild und etwas weniger Text vom SXSW-Festival. ... Link
poor theater
knoerer
15:27h
"Poor Theater", das neue, als work-in-progress in der Performing Garage vorgestellte Stueck, wenn man Stueck sagen will, der Wooster Group (deren Mitgruender Spalding Gray gewesen ist), ist eine Annaeherung an zwei Groessen von Theater und Tanz, Jerzy Grotowski und William Forsythe. Im ersten Teil steht zunaechst nur ein Flachbildschirm in der Mitte des ziemlich winzigen Raumes, der gerade mal Platz fuer fuenf, sechs Zuschauerreihen bietet. Im Einspielfilm wird berichtet von der Reise der Woosters (ohne Willem Dafoe diesmal) nach Polen, an die Spielstaette Grotowskis in Breslau. Ein Interview mit dessen Assistentin und der Fernseher wird beiseite geschoben, die vier Darsteller treten auf - als Nachsteller. Nachgestellt und nachgesprochen wird das Interview. Es folgt die Reinszenierung einer anderen Situation: Die Wooster Group betrachtet ein Video mit Grotowskis Inszenierung des Stuecks "Akropolis" (in diesem Film fungiert die andere Theater-Legende Peter Brook als Erzaehler), ein Uebersetzer uebersetzt vom Polnischen ins nicht nur sprachlich schwer Verstaendliche. Das wird nachgestellt. Dann beginnt die Gruppe der Wooster-Performer mit der Reinszenierung dieses Stuecks. Diese Reinszenierung aber ist ein Remake, ein Wort fuer Wort und Geste fuer Geste dem Original und im Angesicht des auf dem Monitor weiter laufenden Originals nachgeaefftes Nachspiel. Grotowskis "armes Theater" (so sein eigener Kampfbegriff) will zurueck zum Ritual, will den Darsteller an die Grenzen der Darstellung treiben, dorthin, wo die Mimesis in urtuemlicheren Ausdruck kippt. Vom postdramatischen Theaterverstaendnis der Wooster Group ist das, auch wenn Grotowski eine der Ikonen des Postdramatischen ist, weit entfernt. Sie setzt auf Verdopplungen, Distanznahme zur Rolle, Technisierung bis ins Inhumane. Fuer "Poor Theater" aber, das nachstellende Remake, haben sie polnisch gelernt. Das ist der grosse Coup dieses ersten Teils: minutenlang rasen die Performer polnisch. In der Imitation der Ueberschreitung von Mimesis aber verliert sich das Moment der Ueberschreitung. Die Mimesis wird zu Mimikry und das ganze wagt sich ins Niemandsland zwischen Hommage und Parodie. Der zweite Teil setzt das, anders, fort. Nachgestellt wird ein Interview mit William Forsythe, dem Grossmeister des zeitgenoessischen Ballets. Dass er in Frankfurt rausgeschmissen wird, darauf wird angespielt, in einem Einspielfilm, wieder zu Beginn. Dann aber spricht Forsythe in der nachahmenden, nachaeffenden Gestalt eines Wooster-Performers, der im Sprechen ins Tanzen geraet. Daneben, dazwischen drei andere Wooster-Performer, die den Forsythe tanzen. Natuerlich besitzen sie nicht die Perfektion des Imperfekten, die Forsythes Taenzer zu Virtuosen der Improvisation machen. Aber es ist kein Spass, es ist Ernst. Wird im ersten Teil polnisch gerast, so wird im zweiten Forsythe gesprochen und getanzt. Es geht um die eigene Haltung, die sich in der Nachahmung ergibt. Um das Eigene einer Haltung und einer Stellung, die ein Aeffen ist, aber im Ernst. Eine Fremderkundung als Selbsterkundung, ein grandioser Abend, ein work in progress. Kurz vor Schluss heisst es: That's all we have for now. Es geht noch einmal weiter, dann tritt ein Buehnentechniker ans Mikro: The Performance is now over. ... Link Mittwoch, 17. März 2004
left behind
knoerer
15:19h
Gestern kam der Schnee, ich drueckte mir die Nase am Fenster platt und schlief gleich wieder ein. Ich bin aufgewacht und habe einen Krimi ausgelesen, draussen nichts zu sehen ausser Schnee. Den Tag im Bett geblieben bis zum spaeten Nachmittag, draussen eiskalt, gefuehlte 21 Grad Fahrenheit, sagt weatherchannel.com. Dazu ein Wind, der einem den Schnee in den Kragen drueckt, vorgestern sass ich noch in der Sonne im Central Park, kurz nur. Morgen geht es nach Austin, Tx, wo 30 Grad Celsius, sagt weatherchannel.com, in Reichweite sind. Es gibt eine Website, die einem das umrechnet, Fahrenheit und Celsius, sonst schwebe ich immer im Ungefaehren und dafuer brauche ich eine Temperaturangabe ja gerade nicht. Ungefaehr gefuehltes Wetter, das kann ich selbst. Als es dunkel wurde, sind wir dann Downtown in die U-Bahn gestiegen, nach Washington Heights gefahren, einen Bekannten besuchen, ein Video gucken. Als wir ausstiegen, war es dann Nacht, der Schnee im gelben Licht, ungemuetlich immer noch, aber schoen. Vor dem Film, auf dem Fernsehbildschirm, der Blick auf den Hauseingang. Kein Fake, alle Bewohner des mehrstoeckigen Mietshauses koennen sich in die direkt uebertragenen Bilder der surveillance camera einstoepseln, sie sich auf den eigenen Fernseher legen. Man haette das aufzeichnen koennen, wir haetten uns klingeln sehen. Der Bekannte verflucht Bush und Amerika, das Video, das wir sehen, ist der erste Teil eines grossen fundamentlistischen Projekts: Verfilmung der Apokalypse. Der Versuch eines Action-Films cum Thriller cum christlicher Missionierung. Menschen verschwinden - im Flugzeug wird das gezeigt -, lassen nur ihre Kleidung zurueck, saeuberlich gefaltet. Die die weg sind, stellt sich heraus, sind bereits im Paradies. Sie sind die Guten. Wer bleibt, die Protagonisten des Films also, der Left Behind heisst, sind die minder Guten. Der Teufel ist der UN-Generalsekretaer (ich scherze nicht). Andere sind bekehrbar und werden bekehrt. Der Held ist ein weich gespuelter Journalist, der zu Gott findet. Auch andere finden zu Gott. Die Freundin des Bekannten unterrichtet an einer katholischen High School an der Upper Eastside. Viele Kinder im besten Pubertaetsalter verbringen ihre Sonntage in der Kirche. Die Zielgruppe des Films sind sie vielleicht nicht. Schwer zu sagen, wer das ist. Nach dem Film eine persoenliche Botschaft des Hauptdarstellers, des weichgespuelten Journalisten, der zu Gott findet, an die Zuschauer. Ihr, die ihr schon bekehrt seid, das eine Prozent der Bevoelkerung, gehet hin und verbreitet die frohe Botschaft. Tut kund was ihr gesehen habt, verteilt Handzettel in eurem christian bookstore. Der Film wurde zuerst auf Video veroeffentlicht, die Missionsansprache ist eines der hauptsaechlichen Werbemittel. Im Kino ging das Machwerk - technisch uebrigens recht kompetent - unter, die weiteren elf oder zwoelf Filme kamen dann ueber direct-to-video-Status nicht hinaus. Und hier schon sind die Flugzeuge ueber Israel digitaler Fliegenschiss. Wenn Hollywood kapiert, dass mit fundamentalistischen Botschaften Geld zu machen ist, sagt der Missionar, dann wird es das versuchen. Es ist spaet, als wir gehen. Die Nacht, der Schnee, eine Stunde Fahrt vor uns. Ich will Mel Gibsons Film nicht sehen. ... Link Dienstag, 16. März 2004
the art of collecting art
knoerer
15:10h
Chinatown, noch eine Welt fuer sich. In einer kleinen Mall herumgelaufen, der einzige Weisse, kein Zeichen verstanden. Nicht ein englisches Wort gelesen oder gehoert. Mit Staunen das rege Treiben schon morgens um kurz nach 10 an der Theke einer Videothek bestaunt - doch ja, das war eindeutig zu entziffern, man unterhielt sich, ueber Cover gebeugt. Am Nachmittag auf der Armory Show, in den Piers am Hudson River, die USS Intrepid, ein zum Militaermuseum umgebauter Flugzeugtraeger gleich daneben. Zwei Piers, fast 200 Galerien aus aller Welt, das einzige immer wieder aus den Unmengen von Kunst auftauchende Label: Young German Art. Jede Galerie hat eine Box, das ist wie auf der Buchmesse, aber statt herumliegender und drapierter Buecher eben: Kunst. Erstaunlich viel Malerei, aber das hat man jetzt ja wieder. Alex Katz, Luc Tuymans, Malerei, die sich durch entschlossenen Mangel an Aggressivitaet einschmeichelt. Fotografien fast durchweg im Grossformat, leuchtende C-Prints, aber irgendwann geht einem das Altmeisterlich-Klassische dieser von ihrem Gegenstand ebenso wie ihrem hoch aufgeloesten Medium zehrenden Bilder doch auf die Nevern. Hatekayama, Ruff. Keinen einzigen Gursky gesehen, vielleicht ist der ausverkauft. Wenig Video-Kunst, nur zwei oder drei separate Boxen, sonst flimmert das auf irgendwelchen Monitoren dahin und weg. Vier Stunden von Bild zu Skulptur zu Monitor gegangen. Fussschmerzen, aber wenig Ueberdruss. Der Reiz des Unkuratierten, weil auf den Schrott gleich wieder Faszinierendes folgt. Leider standen kaum mal die Preise dabei. Eine - ziemlich schoene - Louise-Bourgeois-Zeichnung fuer 1700 Dollar, eine kleine Spieluhr cum Hoergeraet von Laurie Anderson fuer 450 Dollar. Aber wer will schon was anderes als CDs von Anderson bei sich herumliegen haben. Kleine rote oder orange Punkte neben den Werken signalisieren: verkauft. Gar nicht so wenig, vor dem Eingang dann die Limousinen mit Chauffeuren, in die das frisch erworbene Kunstzeug hineingepackt wird. Begleitveranstaltungen: The Art of Collecting Art, Diskussionsrunde mit bedeutenden Kuratoren des Landes. ... Link Montag, 15. März 2004
if it feels good don't do it
knoerer
14:29h
Die vierte Wand ist weg. So weg sie eben sein kann. Foreman liebt es sonst sie auszustellen: eine Glasscheibe zwischen Buehne und Zuschauerraum und die Schauspieler sprechen in Microports. Diesmal nicht. Ohnehin liegen keine zwanzig Zentimeter zwischen der Buehne und der ersten Reihe im Ontological-Hysterical Theater in der St. Mark's Church. Hinterraum, Treppe rauf, winzig, noch der Notausgang fuehrt ueber die Buehne. Das Exit-Zeichen in der bunten, wie ueblich den Charme des leicht Angemuellten verbreitenden Dekoration. Ja, diesmal fuehrt sogar ein Weg hinaus ins Publikum, eine Treppe, ein roter Teppich, King Cowboy Rufus wird ihn beschreiten, in der manierierten Art, die seine manierierte Art ist. King Cowboy Rufus will die Welt regieren, King Cowboy Rufus ist nicht George W. Bush. The questin is - can what's happening in the real world, and one's response to it, be shaped in such a way that some kind of 'mythic response' is created - so one speaks about the real political situation - yet is still creating an exhilarating theatrical object that allows one's imagination to expand along with the twists and turns of its polyphonic structure. Programmhefttext, von Foreman selbst. Alles macht Foreman selbst. Schreiben, Inszenieren, Buehne. Bevor es losgeht, tritt er auf die Buehne, macht eine kleine Umfrage: Wo haben Sie unsere Werbung gesehen. Haende heben. Wir heben die Haende. Dann klettert er ueber B.'s Stuhl in die zweite Reihe, regelt von da die Technik. King Cowboy Rufus betritt die Welt, der man die vierte Wand genommen hat. Dennoch ist vieles wie sonst. Polyphonie, Repetition. Tonfetzen-, Satzfetzen-Einspielungen. Wake up. Pling. Eins, zwei, drei, vier, das deutsch. Komplette dramaturgische Aktlosigkeit. Das Durchspielen von Figuren, von Saetzen. Nicht einmal von Situationen oder Konstellationen. Ritualistisch. Ausbrueche von Bewegung, von koordinierter Bewegung. Aus dem Nichts. Abbrueche. Ins Nichts. King Cowboy Rufus schiesst viel. Keiner stirbt. Nie stirbt einer bei Foreman, obwohl viel getoetet wird. Theater der Untoten, die immer weiter machen. Immer wieder zurueckfallen ins unerklaerte Ritual. Das alles nach Partitur, nur gelegentlich drueckt Foreman hinter uns ein Knoepfchen. If it feels good, then don't do it. Foreman ist einer der beruehmtesten Theater-Avantgardisten der Welt und kaempft immerzu ums Ueberleben seines Theaters. Auf der letzten Seite des Programmhefts die Bitte um Kontributionen. Aus der Liste der Contributors, vorletzte Seite: Edward Albee, Louise Bourgeois, Robert Covver, Yoko Ono Lennon, Meredith Monk, Richard Serra, Cindy Sherman. Zuvor, New Museum, 11 Videoarbeiten im Auftrag des Museums, fuer eine DVD. Gary Hill mit einer Etuede ueber die Ausbreitung des Bildzwischenraums ins Bild. Douglas Gordon laesst Haende und Fuesse kaempfen und ficken. David Claerbout schickt die Kamera in eine Lichtung. Francis Alys jagt sie unter die Hunde. Sie kippt und stirbt, der Blick dauert. Paul McCarthy bereitet eine kleine pubertaere Splatter-Schlachteplatte. Isaac Julien inszeniert Derek Walcott, allzu edel gestylt. Pipilotti Rist laesst einen zu hypnotischem Sprechgesang schweben. William Kentridge zeichnet Schrift und Figur ineinander, es ist ein Traum. Joan Jones toepfert ein feministisches Strandvideo. Pierre Huyghe stellt einen Berg halb ins Bild, darunter grummelt Soundtrack-Symphonisches. Anri Sala praesentiert, mal mehr mal weniger scharf, ein Pferd am Strassenrand - und zehn Bilder lang etwas anderes, fragen Sie mich nicht was. ... Link Sonntag, 14. März 2004
knoerer
14:30h
In Williamsburg habe ich eines der herumliegenden Umsonstblaetter mitgenommen, The Brooklyn Rail. Monatsmagazin, die vertraute Village-Voice-Mischung aus Politik, Kunst, Lokalem. Das Lokale ist hier brooklyniger, die Politik noch ein bisschen linker (und mindestens so Bush-feindlich; der Mann wird hier ohnehin gehasst, dass es eine Freude ist), der Kunstteil umfangreicher. Ein Interview mit den Kabakovs, mit dem Tanz-Choreografen Stephen Petronio, Kritiken zum neuen Stueck von Richard Foreman (sehen wir heute Abend) und zu Werken von Brooklyner Kuenstlern auf der Whitney Biennale. Und das Schoene: The Brooklyn Rail gibt's auch im Netz. Um elf Uhr morgens im Inforadio-Livestream die letzten Minuten der Bundesliga-Uebertragung gehoert. Manni Breukmann in Brooklyn. Vorm Fenster faehrt der F-Train vorbei. Am Nachmittag die Fahrt nach Washington Heights. Die Cloisters zuerst, das malerische, Stein fuer Stein aus Europa eingeflogene Kloster mit Frankenstein-Appeal, da Rockefeller fuer die verschiedenen Teile Versatzstuecke recht unterschiedlicher Klosterbauten hat zusammensetzen lassen. Darin ein Museum fuer mittelalterliche Kunst, weltberuehmt. Davor und darum herum ein sehr schoener Park, atemberaubender Blick auf den Hudson River, das alles im aeussersten Norden Manhattans, da wo es vom Bronx River zusammengeschnuert wird. Die gegenueberliegende Seite von New Jersey hat Rockefeller gleich dazugekauft, damit der Blick nicht verbaut wird. Jedenfalls hat mir das mal jemand erzaehlt. Dreissig Strassen weiter suedlich, 162., habe ich gewohnt, vor drei Jahren, drei Monate lang. Im Schatten der riesigen Columbia-Universitaetsklinik, beim Schritt vor die Tuer rechts der Blick auch auf den Hudson. Die erste Sprache ist hier spanisch, die Aufschriften zeigen es und man hoert es auch. Der Broadway voller kleiner Laeden, in denen man mit Englisch zurechtkommt, mehr auch nicht. Vor zehn Jahren noch, hat man mir berichtet, war es eine wueste Drogengegend, weil die Leute aus New Jersey hier anlanden, wenn sie ueber die George-Washington-Bridge kommen (die einzige Bruecke, die Manhattan mit New Jersey verbindet, sonst gibt es nur Tunnels). So war ein Markt entstanden, den Giuliani mit Null Toleranz zerstoert hat. Jetzt ist das friedlich, lebendig, alles andere als reich. Vorne am Broadway der Audubon Ballroom, wo Malcolm X ermordet worden ist. Da war meine Bank. Ein paar Schritte nach Osten, jenseits des Bronx River sieht man das Yankee Stadium liegen. Eindrucksvoll, eine andere Welt. ... Link ... Nächste Seite
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morgigen FAZ: Zum Artikel "Hans Imhoff - Meister über die...
by knoerer (17.02.09, 19:11)
live forever The loving God
who lavished such gifts on this faithful artist now takes...
by knoerer (05.02.09, 07:39)
gottesprogramm "und der Zauber seiner
eleganten Sprache, die noch die vulgärsten Einzelheiten leiblicher Existenz mit...
by knoerer (28.01.09, 11:57)
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