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Dienstag, 4. Oktober 2005
lost in translation
knoerer
10:13h
Als im Bollywood-Film "Parineeta" einmal die Sicherung rausfliegt. Englische Untertitel: "I plugged in the oven and poof! It blew!" Auf Deutsch geht das natürlich eleganter:
[via molodezhnaja] Edit: Parineeta - schon wieder ein Film mit "P" - nicht aus dem Videodrom, sondern regulär gekauft. Am Nachmittag noch zuende gesehen: Sam Fulllers "Pickup on South Street" (aus der AGB). Aus dem Videodrom ausgeliehen: Bressons "Pickpocket". Das scheint mir nun nicht mehr steigerbar. ... Link Montag, 3. Oktober 2005
shining
knoerer
15:07h
Von ziemlich unwiderstehlicher Komik: Der neu geschnittene Trailer zu "Shining" - der, naja, ein bisschen in die Irre führt. Auch nicht schlecht: West Side Story reloaded. Und Titanic mal ganz anders. [via The A.V. Club] ... Link
zehn wege 2: zur schule (carolinum)
knoerer
14:36h
Zum Kindergarten, zur Grundschule, zur Kirche, zu den Großeltern geht es erstmal geradeaus oder rechts, das ist egal. Links aber in die Stadt, zum Gymnasium. Die Jüdtstraße hoch, vorbei am Weiher, den ich vom Schlittschuhlaufen schon kenne, vorbei an der Fahrschule, in der ich viel später zu launigen Kommentaren des kurz vorm Ruhestand befindlichen Fahrlehrers die Bögen ausfüllen werde. Vorbei an Häusern, mit denen mich nie etwas verbinden wird, aber auch am später erst, auf dem Gelände des Opel-Autohauses erbauten Alten- und Pflegeheim, in dem meine Großmutter ihre letzten Jahre verdämmerte, in einer Welt, von der sie nur noch verstand, das sie hinter ihr her war. (Panisch vollgekritztelte Zettel, die sich in Schalen fanden, auf dem Tisch, unter dem Tisch: Wo ist meine Wohnung, mein Geld. Und eigentlich meinte sie: Wo ist mein Leben? Es war da schon vorbei.) Ein Zebrastreifen unten am Ende der Straße, am Seifen-Hauboldt vorbei, an dem ich tausendmal vorüberging und keine zehn Mal etwas einkaufte, die große Straße und dann linker Hand das Schloss, von dem ich eigentlich nie begriffen habe, in welchem Verhältnis es steht zur Stadt, die meine Heimat war. Zu nichts nutze, ein Graben darum herum, beeindruckend, aber nicht ganz von menschlichem Maß. Hätte ich das Wort gekannt, hätte ich vielleicht gedacht: Ein Fremdkörper. Dabei hat mein Vater lange Jahre dort gearbeitet, im Schloss, aber ich habe ihn nie – oder fast nie, ich erinnere mich nicht - besucht. Selbstverständlich kannte ich Kafka noch nicht. (Aber ich erinnere mich an ein Gespräch mit meinem Vater, mit dem ich mich kaum je in dieser Weise unterhalten habe, dieses eine Mal aber schon, im Urlaub, ich weiß nicht mehr wo, mein Vater, der also, ohne je etwas von ihm gelesen zu haben, mich fragte, warum man das lesen müsse, Kafka, es sei doch seines Wissens so finster. Was sagt man da? Aber es ist doch große Literatur – ist es das, was man sagt? Ich weiß nicht mehr, was ich gesagt habe, aber ich glaube mich zu erinnern, dass mein Vater skeptisch blieb, jedenfalls hat er natürlich bis heute nichts gelesen von Kafka, aber er liest auch sonst überhaupt keine Belletristik.) Der Innenhof im Schloss, durch den ich gehe, auf dem Weg zu Gymnasium, heißt "Die Reitbahn", einer der vielen Namen, die man lange akzeptiert, ohne sich zu fragen, warum das so heißt, Wörter, die sich vom Sinn, den sie eventuell haben, lösen (und irgendwann stolpert man über ihn, den möglichen Sinn und die Tatsache, dass sie mehr sind als nur ein Wort). In der Reitbahn parken immer Autos, außer am Mittwoch und Samstag, da ist Wochenmarkt und immer schon habe ich Wochenmärkte gehasst. (Das korreliert natürlich mit meiner Liebe zu Malls. Zwanzig Jahre später erst, also nachdem ich die Stadt schon verlassen hatte, oder sollte ich hinter mir gelassen sagen, haben sie eine Mall gebaut, auf dem Kasernengelände, das die Amis verlassen, ja zurückgelassen hatten. Eine Brachfläche plötzlich inmitten der Stadt, es gab den Vorschlag, einen großen Park daraus zu machen. Es wurden dann eine Mall und eine Hochschule. Jahrelang stand ein Panzer vor dem Eingang der Ami-Kaserne – nicht auf dem Weg, den ich gerade gehe -, den ich eine ganze Weile mit Ehrfurcht betrachtet habe. Wie lange es dauert, bis man aus manchen Dingen herauswächst.) Weiter, nicht aufhalten lassen von solchem Schweifen durch die Zeit. Der Platz, der heute Montgelas-Platz heißt und früher anders hieß und, weiß der Teufel, ich erinnere mich nicht mehr wie. Jetzt die Fußgängerzone, alles verändert sich hier, hat sich verändert, wird sich verändern, es ist doch so, dass im Stadtkern nichts bleibt, wie es ist, vor allem, wenn nicht weit davon eine Mall gebaut wird und der etablierte Einzelhandel entweder fahnenflüchtig in die Mall zieht oder stur und sinnlos am alten Ort ums Überleben kämpft. Wäre ich vorne, gleich hinter der Reitbahn, links die Gasse abgebogen, an der Krypta von St. Gumbertus vorbei, wäre ich beim Bücher Nagel vorbeigekommen, der die Taschenbücher immer alphabetisch geordnet hatte, an diesen Drehständern – im Gegensatz zu den drei anderen Buchhandlungen der Stadt, die andere Ordnungsprinzipien vorzogen. Beim Kaspar Hauser, ökologisch, links, mit ganz vielen Folk-Platten (und ich habe, fällt mir gerade ein, noch eine Subskription auf den zweiten Band der Herzgewächse laufen), da ging es thematisch zu. Ein Wunder fast, dass der Laden noch existiert. Bücher Nagel nämlich, bei dem das mittelfeine Bürgertum einkaufte (im Unterschied zum superfeinen Bürgertum, das zum Seyerlein ging, den ich kaum je zu betreten wagte), Bücher Nagel gibt's nicht mehr. Bücher Schreiber war und ist ein bisschen undefinierbar. Er liegt jetzt linker Hand, es stehen immer Bücherkisten davor, in denen aber grundsätztlich nichts Interessantes zu finden ist. (Was für die anderen drei – jetzt, noch: drei - Buchhandlungen nicht gilt.) Der Softeisstand, zwanzig Pfennig das kleinste, nur für Schüler. Dann oben das Rialto, später, viel später erst hier Kaffee getrunken, Eis gegessen und ein, zwei Gassen, alle schmal, manche recht finster und dann die Schule, in rosa, ein paar Jahrhunderte alt, früher ein Gefängnis, das ist wirklich wahr, mit einem Kerkerturm, in den Fräulein Merz, das Gerücht gab es, manchmal Schüler zum Nachsitzen sperrte. ... Link
nicht weitergelesen
knoerer
12:27h
Nach hundertzwanzig Seiten, also im Verhältnis zum Gesamtumfang sehr früh, nicht mehr weitergelesen: Theodore Roszaks "Schattenlichter". Es geht um einen obskuren Regisseur von Vampirfilmen, Max Castle, um sein Frühwerk, um Cinephile in L.A. in den fünfziger und sechziger Jahren. In der Heldin, mit der der Ich-Erzähler bald was hat, ist Pauline Kael wiederzuerkennen, im einen oder anderen Zug. Ob Kael beim Sex über Filmtechnik und -geschichte dozierte, vermag ich nicht zu sagen. Das Problem - abgesehen davon, dass Roszak eigentlich nicht schreiben kann, nur, und auch nicht so toll, erzählen - ist der Ich-Erzähler, der vor allem dafür zuständig ist, die Zustimmung der Leser zu kaufen, indem er sich dumm gibt und vom Cineastentum um ihn herum halb distanziert. Und dann wird es obskurantistisch, Geheimbotschaften in Castle-Filmen, Nazi-Verbindungen, das langweilt und nervt, und zwar sobald es auftaucht. ... Link
tagnotat
knoerer
11:52h
Patrick Süskind, Roland Klick und "Die drei Damen vom Grill". Ein verschwundener Professor aus Ungarn. Eine Begegnung in Pakistan vor zehn Jahren. Zweimal Asha Bhosle. Um ein Uhr vierzig nachts bei Goya. In Prag ist alles schlecht organisiert. Thomas Macho, der im Seminar mit dem Stift in der rechten Hand in seinem linken Ohr pult. Homöopathie, der Wahnsinn und die Ordnung. Derrick und Tatort - die Unterschiede. (Abends Maren Eggert im schlechten "Tatort", gar nicht wiedererkannt nach "Marseille".) Tags zuvor: Gespräch über Christian Petzold und die Probleme mit den Enden seiner Filme. Im Videodrom: Du hast zuletzt fast nur Filme mit dem Anfangsbuchstaben P ausgeliehen, sagt Graf Haufen. Er zählt sie auf, es ist wahr. ... Link Donnerstag, 29. September 2005
atabekian
knoerer
16:48h
Christophe Atabekian ist ein französischer Regisseur. Gerade ist sein Film "Polyeucte" in die Kinos gekommen, genauer gesagt: in 1 Kino. In Paris. Es ist eine Verfilmung des Stücks von Corneille, in der Atabekian alle Rollen spielt. Gleichzeitig. Das digitale Bild macht's möglich. Teils singt er den Text auch zur Gitarre, die er spielt. Vergleiche mit Neil Young werden gezogen, in den zwei Kritiken, die es gibt. Atabekian stammt aus Armenien und verehrt Straub und Huillet. (Ich habe das nur gerade alles zusammengegoogelt.) Er hat auch ein Weblog, das findet man hier, da notiert er genau, wie viele Zuschauer jeweils die Vorstellung seines Films besucht haben: Mercredi: je ne sais pas... Ansonsten verzeichnet er genau seine täglichen Ausgaben. Es gibt Bilder: Wäsche, Pilze, ein Kürbis. Und mehr. Atabekian. ... Link
in your dreams
knoerer
11:26h
Ich sehe, wie einer der Kämpfer für das separatistische Festival von Männern mit Pumpguns angegriffen wird. Er mäht sie alle nieder. Ich frage beim Informations-Desk des Festivals nach, was los ist. Es geht um die Abspaltungsversuche eines Gegenfestivals, erfahre ich. In den Pumpguns waren aber nur Platzpatronen (das weiß ich jetzt plötzlich). Ich sage Diedrich Diederichsen, was los ist, er steht hier herum. Ich schlage mich durchs Unterholz (das Festival findet in einem großen, sehr unübersichtlichen Park- oder Waldgelände statt) und treffe auf ein gut getarntes Gebäude. Jennifer Connelly erweist sich als eine der Guerilla-Kämpferinnen des Gegenfestivals, sieht aber völlig anders aus als in Wirklichkeit. Ich betrete den Saal in einer Art Grube im Wald, ich sehe mir die Plakate an und bin enttäuscht. Das Gegenfestival zeigt einen Dokumentarfilm über das Berliner Stadtmagazin "tip" und einen über Sex im Alter. ... Link ... Nächste Seite
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last updated: 26.06.12, 16:35 furl
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morgigen FAZ: Zum Artikel "Hans Imhoff - Meister über die...
by knoerer (17.02.09, 19:11)
live forever The loving God
who lavished such gifts on this faithful artist now takes...
by knoerer (05.02.09, 07:39)
gottesprogramm "und der Zauber seiner
eleganten Sprache, die noch die vulgärsten Einzelheiten leiblicher Existenz mit...
by knoerer (28.01.09, 11:57)
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