Donnerstag, 9. Dezember 2004
24 (4. Staffel)

Tatsächlich ist ausgerechnet die Serie, die für ein Höchstmaß an erzählerischer Logik und Präzision steht, ein Work in Progress, eine Geschichte, die sich aus selbst entwickelt und die - glaubt man den Autoren - die Schreiber lenkt und nicht umgekehrt.

"Manchmal wird die Serie einfach nur von Adrenalin und Tempo angetrieben", erklärt Howard Gordon, der neben Cochran und Surnow als Produzent der Serie fungiert. "Unser Job ist es, das Ganze so gut wie möglich auf Trab zu halten, dass selbst bei Löchern in der Geschichte die Sache weiterläuft."[q]

Das ist es, wofür ich "24" so liebe (und einen nicht geringen Teil der Kriminalliteratur, vor allem die Paperbacks der 50er und alles, was in dieser Tradition steht): Die Reduktion aufs bloße Erzählen. Ein fast bewusstloses Sich-Ausliefern an Eigenlogiken und -unlogiken eines Geschehens, das unkontrollierbar voranrast. In Hongkong wird auch so produziert, in großer Eile entsteht das Drehbuch zuletzt. Die Faszination liegt dabei gerade nicht in der Sorgfalt, mit der eine fiktive Welt gebaut wird, sondern in der fliegenden Hast des Stückelns und Weiterbauenmüssens. So eine Geschichte ist am Ende ein Haus, dessen Statik nie und nimmer hält, oder überhaupt kein Haus, sondern nur der Prozess des Bauens, auf den man am Ende besser nicht zurückschaut - aber es ist egal: It's a trick und funktioniert. (Und alle Ideologie hält nur auf: Familienwerte, Gespräche zwischen Vater und Tochter, aber damit ist es jetzt ja auch vorbei.)

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Dienstag, 30. November 2004
spät dran

Heute, Dienstag, 21 Uhr (pünktlich) im Kaffee Burger gibt es wieder die Begeisterungsshow. Als Stargast: Thomas Kapielski. Ich werde Texte zu Filmen vorlesen.

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Samstag, 27. November 2004
west wing

Wenn man ins Weiße Haus geht, dann gibt's keinen Kompromiss. Das ist der kategorische Imperativ von West Wing. (Das gilt natürlich für die nicht, die den Liberalismus von vorneherein für einen Kompromiss halten und für Verschleierung wahrer Verhältnisse.) Also entwerfen die Erfinder von West Wing nichts Geringeres als eine Ethik. West Wing ist eine zutiefst philosophische, kein bisschen didaktische, aber im besten Sinne pädagogische Serie, die Unterhaltung als inspirierteste Rücksicht auf Darstellbarkeit ernsthaft zu bedenkender Fragen begreift. Die Figur ist hier Alibi fürs Problem, der Plot ist Alibi fürs Intrikate der zu treffenden Abwägungen. Die reine Utopie: eines anderen Fernsehens. Wenn es je einen geschlossenen Entwurf gab für Liberalismus als gelebte Politik, dann West Wing: gerade als die nuancierte Kasuistik des Gelingens und Scheiterns, die hier Gestalt, Figur, Plot wird. (Im Fernsehen! Im amerikanischen Fernsehen!) Man darf die Güte der Figuren, die hier handeln, nicht als Illusion und Weltfremdheit missverstehen: um das Kontrafaktische der Ethik geht es ja gerade. Sich den Staat und seine Einrichtung als gut vorzustellen in einer Welt, die es nicht ist, trägt den pragmatischen Zug in diesen ethischen Entwurf. Wie man als Agent des Guten in den Institutionen agiert, in die man marschiert ist, in denen man jetzt steckt, wird vorgeführt. Jede Menge Sarkasmus, aber nicht der Hauch von Zynismus. Der Sachzwang ist niemals das letzte Argument. West Wing denkt so groß vom Menschen. Die reine Utopie. Und das ist nur die dem Ästhetischen abgewandte, davon aber nicht zu trennende Seite des Gelingens. Über die gegenseitige Bedingtheit von Rhetorik, die sich - eigenen ethischen Imperativen gehorchend - jeden falschen Trick und Effekt verkneifen kann, weil sie souverän ihr Handwerk beherrscht, und der Kompromisslosigkeit der Präsentation der Argumente müsste man nachdenken. Über einen Liberalismus des Erzählens, der psychologische Geschlossenheit und Plot auf höchstem Niveau zusammendenkt, ohne Absicht der Manipulation. Wenn man ins Weiße Haus geht, dann gibt's auch dabei keinen Kompromiss. (Das gilt natürlich nicht für die, die jede Form von Narration und Figurenidentität von vorneherein für einen Kompromiss halten und für einen Rückfall hinter die Errungenschaften der Moderne, der die wahren Wahrnehmungs- und Wirklichkeitsverhältnisse nur verschleiert.)

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Mittwoch, 24. November 2004
reinhard mey

Gerade aus der elektronischen Post gefischt:

Der virtuelle Klemperer
Blogs - Tagebücher im Internet
Von Ralf Bei der Kellen
Kompass
Mo, 29.11.2004 / 14.40 Uhr DeutschlandRadio Berlin
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Scheint leider gewillt, das nur auf den Tagebuch-Aspekt hin zu bedenken. Und mehr so für ganz Blöde:

Ich weiß gar nicht genau, was ein Blog ist. Ich habe mir das so erklären lassen von meiner Freundin, dass es ein Internet-Tagebuch ist, was verschiedene Leute zu verschiedenen Zwecken benutzen. Und dann haben sie mir gesagt, das sei eine Abkürzung von Weblog, was ja eigentlich Web-Eintrag heißt. Also 'Netz-Eintrag'.

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Dienstag, 23. November 2004
sometimes happy

Letzten Freitag hat RTL II zur Hauptsendezeit den Bollywood-Film "Sometimes Happy, Sometimes Sad" bzw. "In guten wie in schweren Tagen" ausgestrahlt. Quote 12 Prozent in der Zielgruppe, haargenau auf Big-Brother-Niveau (also sehr gut). Seitdem bei Amazon: 27 Kundenkommentare (vorher keiner), fast alle begeistert, Amazon-Verkaufsrang heute: 3. Sender-Chef Andorfer: Wir haben da gesucht, wo noch keiner gesucht hat. (Was nicht ganz stimmt, Vox glaube ich hat so eine Bollywood-Kuriosa-Reihe gehabt ziemlich spät nachts.) Ich habe da kurz reingeschaut, konnte aber die Synchronisation gar nicht ertragen.

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Montag, 22. November 2004
internetferne

Ich frage mich manchmal, welche Künste die internetfernsten sind, wo es also die geringsten Überschneidungsbereiche in Personen gibt, die sich interessieren, also ins Netz gehen, um etwas über die Kunst zu schreiben oder zu erfahren. Derzeit denke ich ja: Theater. Dafür interessiert sich ohnehin nur ein sehr eingeschränkter Personenkreis, und im Netz sind es noch weniger. Vielleicht auch Neue Musik, das kann ich aber eher schlecht beurteilen. Comic ist auch nicht toll, aber da gibt es ohnehin nur so ein paar Handvoll Leute in Deutschland, die sich überhaupt kümmern. Andere Vorschläge?

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wandels

Gerade funkt er wieder unter alter Adresse, der große Reinkarnationsartist des deutschen Weblogwesens. Und gleich die Angst, dass er sich wieder davon macht, kaum hat man das festgehalten. [via bov]

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